GrundschulenNet Kinder
GrundschulenNet Magazin

Diabetes im Schulalltag – Warum immer noch Aufklärung stattfinden muss!

Inhalt

Wenn der Blutzucker zu gering ist, kann es zu Unterzuckerung kommen. Dieser kann durch regelmäßige Kontrollen des Blutzuckers und durch Abstimmung der Insulinmenge mit der Nahrung entgegengewirkt werden. Anfänglich brauchen die kleinen Patienten aber noch Unterstützung beim Messen, Berechnen und Verabreichen. Deshalb ist Aufklärung für Lehrer:innen, Eltern und Mitschüler:innen notwendig, damit eine bestmögliche Versorgung und Betreuung der kleinen Patienten im Schulalltag gewährleistet werden kann.

Heutzutage findet bezüglich der Krankheit noch zu wenig Aufklärung in den Schulen statt. Das Unwissen führt oft zu falschen Vermutungen. Aber Diabetes ist nicht ansteckend! Lehrer:innen und Mitschüler:innen wissen oft nichts oder nur sehr wenig über Diabetes. Sie haben Angst vor der Verantwortung, Angst etwas falsch zu machen und leider auch Angst bei falschem Verhalten verklagt zu werden. Dabei ist es so wichtig den Kindern, die schon sehr schnell so viel Eigenverantwortung tragen müssen, einen ganz normalen Schulalltag zu bieten. Dieser Artikel soll vor allem den Unbeteiligten zur Aufklärung dienen.

Inhalt Diabetes im Schulalltag

Diabetes Typ 1

Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse zu wenig bis gar kein Insulin mehr produziert. Typ 1 wird oft auch juveniler, also jugendlicher Diabetes genannt. Neben Jugendlichen sind aber immer häufiger auch Babys und Kleinkinder betroffen. Die Zahl der an Diabetes Typ 1 erkrankten Kinder ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen.

Ursachen

Es handelt sich in den meisten Fällen um eine Autoimmunerkrankung, die durch einige Umweltfaktoren begünstigt werden kann.

„…Hier zerstört das Immunsystem die körpereigenen, Insulin bildenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Das Insulin sorgt dafür, dass der Zucker aus Kohlenhydraten im Körper aufgenommen werden und nicht im Blut anreichern kann. Insofern ist eine geregelte Stoffwechselregulation nur durch vorhandenes Insulin möglich. Fehlt das körpereigene Insulin, muss das Hormon von außen zugeführt werden…“ (Gesundheitsmagazin)

Symptome

  • großer Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • Erschöpfung
  • Müdigkeit
  • Leistungseinschränkungen
  • unnormale Gewichtsabnahme

Behandlung

Durch die fehlende oder nur geringere Insulinproduktion muss Insulin dem Körper zu geführt werden. Das kann mit der intensivierten Insulintherapie (ICT) über einem Insulinpen, einer Einmalspritze oder den Insulinpumpen erfolgen.

Diabetes Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 ist die am weitesten verbreitete Art von Diabetes. Es ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der das Hormon Insulin nicht mehr richtig wirken kann. Das wird auch Insulinresistenz genannt. Meist tritt Diabetes Typ 2 bei übergewichtigen Menschen auf. Mittlerweile erkranken zunehmend auch übergewichtige Kinder und Jugendliche an diesem Typ.

Ursachen

Die Veranlagung der Krankheit ist erblich.

„…Dass Übergewicht und Bewegungsmangel einen Typ-2-Diabetes auslösen, liegt an einem weiteren Problem im Körper: an der Insulinresistenz. Eine Insulinresistenz bedeutet, dass das Hormon Insulin nicht richtig wirken kann. Es wird zwar noch von den körpereigenen Betazellen gebildet, kann aber aufgrund von „Fehlern“ an den Zellen nicht seine volle Wirkung entfalten: Es kann nicht ausreichend dafür sorgen, dass der Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangt. Die Folge ist, dass der Zucker im Blut bleibt und so die Blutzuckerkonzentration steigt…“ (DZD Deutsches Zentrum für Diabetesforschung)

Symptome

Am Anfang gibt es kaum Beschwerden, weshalb Diabetes Typ 2 oft lange unentdeckt bleibt.

  • Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • juckende und trockene Haut
  • Infektionshäufigkeit
  • Leistungseinschränkungen
  • Wunden, die schlecht heilen

Behandlung

Mit einer Diät und mehr Bewegung oder Tabletten ist es möglich, den Diabetes Typ 2 zu behandeln.

Diabetes in Zahlen – Infografik

Klicken Sie auf die Infografik, um Sie vollständig zu sehen.

Infografik Diabetes in Zahlen

Diabetes Typ 1 – notwendige Insulintherapie

Mit einem Insulinpen oder einer Einmalspritze muss sich der Betroffene ein- oder mehrmals täglich den Insulinersatz bei der intensivierten Insulintherapie spritzen. Dabei gibt es langwirkende und kurzwirkende Insuline. Kurzwirkende Insuline werden zu jeder Nahrungsaufnahme und zur Korrektur erhöhter Blutzuckerwerte angewendet. Ihre Wirkung ist schnell jedoch kürzer. Im Gegensatz dazu die langwirkenden Insuline über viele Stunden vorhalten.

Diabetes Typ 1 – Therapie mit Insulinpumpe

Bei dieser Therapie ist die Versorgung mit dem Insulin der Unterschied. Es findet nur kurzwirkendes Insulin bzw. Insulinanalogon Anwendung. durch die Insulinpumpe wird zur Basisversorgung kontinuierlich mit einem kleinen Motor das Insulin ins Unterhautfettgewebe abgegeben. Die Insulinpumpe muss vorher zusammen mit dem Arzt programmiert werden. Hier kann nun halbstündlich oder stündlich eine Dosis verabreicht werden.

Blutzuckerkorrektur oder die Insulingabe für Mahlzeiten wird per Knopfdruck an der Pumpe ausgelöst. Die Berechnung für die entsprechende Dosis ist wie bei der intensivierten Insulintherapie.

Die Patienten legen selbst oder mit Hilfe der Eltern eine Kanüle ins Unterhautfettgewebe, die direkt mit der Insulinpumpe oder über einen Katheter verbunden ist. So gelangt das Insulin dann ins Unterhautfettgewebe

Diabetes Typ 1 – Intelligentes Insulin-Pflaster

Ein Insulin-Pflaster erleichtert die Insulinaufnahme möglicherweise. Es wurde von Jicheng Yu von der University of North Carolina in Chapel Hill und seinen Kollegen entwickelt. Das Insulin-Pflaster kann auf die Blutzuckerwerte reagieren und schmerzfrei die richtige Dosis Insulin injizieren. Nur wenn der molekulare Sensor einen zu hohen Blutzuckerspiegel vermerkt, kann das Pflaster Insulin an die Haut abgeben. So kann es nicht mehr zu lebensbedrohlichen Über- sowie Unterzuckerungen kommen.

Das Insulin-Pflaster besteht aus fast hundert Mikronadeln. An den Nadeln sind kleine Bläschen. Diese sind mit Insulin und einem mit Blutzucker reagierenden Enzym gefüllt. Bis jetzt wurde das Pflaster nur an Mäusen und Schweinen mit Diabetes ausgetestet, doch bald soll es auch an Menschen Anwendung finden.


Interviews mit betroffenen Eltern

Im Folgenden haben wir einige Betroffene, deren Kinder an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, befragen dürfen. Sie erzählen uns, wie der Alltag in der Schule ist, welche Probleme auftreten und was besser organisiert werden könnte.

Wir möchten uns bei allen Interviewpartner:innen für ihre offenen und ehrlichen Worte bedanken. Wir sind dankbar für die vielen guten Ideen, wie die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus, Schule, Hort und Ärzte funktionieren kann.

Sylvia Richter

Diabetes nervt einfachWie alt ist dein Kind und seit wann hat es Diabetes?

Meine Tochter ist 12 Jahre alt und hat seit einem Jahr Diabetes.

Welche Umstellungen bedeutete die Diagnose Diabetes für dein Kind und eure Familie?

Diabetes bedeutet für uns Stress, Kontrollen Tag und nachts, abwiegen der Kohlenhydrate. Für sie bedeutet das Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Sie kommt dabei oft an ihre Grenzen. „Es nervt einfach“ sagt sie.

Welches Gerät nutzt ihr Kind zur Überprüfung?

Wir sind auf Pen eingestellt gewesen. Aber leider hat das ständige Spritzen vor jeder Mahlzeit ihr immer den Appetit verdorben. Sie hatte nach dem Essen noch Hunger, aber sie musste sich ja noch einmal spritzen. Seit 4 Wochen haben wir den Omnipod. Sie liebt ihn, denn jetzt kann sie essen, was sie will – Bolt und gut. Endlich nimmt sie zu.

Wie kann man sich den Schulalltag vorstellen? Welche Probleme treten auf? Gab es schon Situationen, die eigentlich gar nicht gehen?

An Schultagen hat sich verändert, dass sie eher aufstehen muss. Sie muss früh überlegen, was in der ersten Stunde ist. Bei Sport z.B. braucht sie dann weniger Insulin. Wir müssen planen, was sie braucht zu Essen bei Ausflügen.

In der Schule haben wir eine Notfall Box mit Teststreifen und Traubenzucker Saft. Im Kühlschrank befindet sich die Notfallspritze.

Probleme treten immer wieder auf, weil „die Lehrerin“ nicht geschult ist. Darf nicht auf Toilette in der Stunde, aber leider bei hohen Werten wird der Zucker ausgespült.

Wie gehen die Mitschüler damit um?

Ihre Mitschüler sind sehr nett, sind geduldig und unterstützen sie.

Was könnte ihrer Meinung nach das Leben ihres Kindes im Schulalltag verbessern und erleichtern im Bezug auf Diabetes?

Verbessern wird sich erst was, wenn Lehrer geschult werden und sie ein wenig die Diabetes verstehen. Jeder muss eine Schulung machen, wenn er etwas Neues in seinem Beruf bekommt. Hundehalter müssen Schulungen machen, aber unsere Erzieher und Lehrer brauchen das nicht. Klar nervt diese Krankheit und es ist doof, das man diesen Kindern die hohen und tiefen Werte nicht an sieht. Aber mit Verständnis und ein wenig Aufmerksamkeit und Kommunikation mit dem Kinder und den Eltern ist es ein Kinderspiel.

Melanie Viol

Wie alt ist dein Kind und seit wann hat es Diabetes?

9 Jahre (*2005) und hat seit Jan. 2011 DM

Welche Umstellungen bedeutete die Diagnose Diabetes für dein Kind und eure Familie?

Das spontane ist uns genommen worden, wir müssen unsern Alltag nach unserer Tochter richten. Alles abzuwiegen, an alles zu denken – das fällt schwer.

Welches Gerät nutzt ihr Kind zur Überprüfung?

Bayer contour Next

Wie kann man sich den Schulalltag vorstellen? Welche Probleme treten auf?

Entspannt, wir haben eine Schulbegleitung. Sie und J. sind ein Team. Ab nächstes Jahr werden wir sie nicht mehr haben; mal sehen wie das dann läuft. Sie misst vor dem Frühstücken, vor den Pausen und vor dem Sport. Oder wenn sie merkt, dass es ihr schlecht geht.

Gab es schon Situationen, die eigentlich gar nicht gehen?

Nein, Gott sei Dank haben wir eine tolle Grundschule alle Lehrer sind informiert und sofort da sind, wenn was ist. Ich bin total zufrieden.

Wie ist die Schule und wie sind die Lehrer/innen zum Thema Diabetes aufgestellt?

Schule ist toll, alle wissen Bescheid und helfen wenn nötig, einige Lehrer inklusive Klassenlehrerin und Direktorin haben von unserer DM Klinik eine DM Schulung bekommen und alle waren sofort bereit diese Schulung zu machen.

Fühlt ihr euch mit euren Sorgen, Fragen und eventuell Ängsten in eurer Schule aufgehoben?

Wir haben keine Sorgen und Ängste, aber wenn ich welche hätten, wären wir dort in guten Händen.

Was sollte sich im Bezug auf die Krankheit und zur Schule geändert werden?

Nichts, wir sind voll zufrieden.

Wie gehen die Mitschüler damit um?

Super, sie bringen sogar Gummibärchen gegen Unterzucker mit.

Was könnte ihrer Meinung nach das Leben ihres Kindes im Schulalltag verbessern, erleichtern im Bezug auf Diabetes?

Keine Ahnung, wie gesagt unsere Schule macht das toll. Alle sind bemüht.

Sabine Meier

Mädchen mit Diabetes Typ 1Wie alt ist dein Kind und seit wann hat es Diabetes?

Meine Tochter ist 7 Jahre alt. DM wurde bei ihr im Juli 2013 ( 4 Wochen vor der Einschulung ) per Zufallsdiagnose erkannt.

Welche Umstellungen bedeutete die Diagnose Diabetes für dein Kind und eure Familie?

Für uns war das natürlich erst mal ein großer Schreck…warum gerade sie..und vor allem warum…aber eine Umstellung war es für uns nicht, da auch meine Mutter Diabetes hat ( Medikamentenbedingt ) und wir somit mit dieser Materie vertraut waren.
Rausgekommen ist es bei unserer Tochter, da meine Mutter sie “ just for fun “ einfach mal gepikst hat und die Ergebnisse viel zu hoch waren.

Welches Gerät nutzt ihr Kind zur Überprüfung?

Sie hat von Anfang an eine Pumpentherapie…hat die Veo von Medtronic und benutzt das Contur next Link zum Messen. Das ist ideal, da es die Werte sofort an die Pumpe sendet und somit eine lästige manuelle Eingabe entfällt.

Wie kann man sich den Schulalltag vorstellen? Welche Probleme treten auf? Gab es schon Situationen, die eigentlich gar nicht gehen?

Der Einschulung haben wir am Anfang mit sehr gemischten Gefühlen entgegengesehen. Zu einem hat die Schule zuerst sehr zurückhaltend reagiert. Die neue Klassenlehrerin war geschockt. Jedoch hat das Schulamt im zweiten Anlauf dazwischengehauen und angeordnet, dass es für die Lehrer zuzumuten ist ein Kind mit Pumpentherapie zu unterstützen.

Wie ist die Schule und wie sind die Lehrer:innen zum Thema Diabetes aufgestellt?

Die Klassenlehrerin sowie eine Lehrerin zur Vertretung falls Klassenlehrerin ausfällt haben dann auch sofort im Krankenhaus an einer Pumpenschulung teilgenommen.
Eigentlich hatte ich, da man das ja immer wieder liest und auch ich etwas verunsichert war, mit einem Intergrationshelfer geliebäugelt. Unser Diabetesteam hat mich allerdings sofort auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und gesagt…nee..is nicht. Das managt ihr schön alleine.

Fühlt ihr euch mit euren Sorgen, Fragen und eventuell Ängsten in eurer Schule aufgehoben?

Die ersten vier Wochen bin ich zur Schule gefahren und hab der Lehrerin gezeigt, wie das mit der Eingabe des Frühstückbolus funktioniert. Danach hat die Lehrerin es alleine gemacht. Jedoch auch nur für kurze Zeit, da meine Tochter nicht gewillt war sich das aus der Hand nehmen zu lassen. Die Lehrerin hat somit in der ersten Klasse nur noch zugeschaut, dass kein Zahlendreher drin war. In der zweiten Klasse hat meine Tochter ihr nur noch den aktuellen BZ Wert genannt.

Gestern hatten wir Abschlussfest und unsere Tochter wurde offiziell, wie alle anderen Mitschüler auch an die Lehrerin der Klasse 3 übergeben. Auch diese ist hochmotiviert und freut sich schon auf die neue Herausforderung. Auf Klassenfahrten wurde unsere Tochter nie ausgeschlossen. Einmal war ich dabei, ansonsten hat die Klassenlehrerin das allein gemanagt.

Über unsere Schule und die Lehrer gibt es wirklich nichts zu beanstanden und es wäre schön wenn es überall so sein könnte.

Wie gehen die Mitschüler damit um?

Die Mitschüler wurden alle aufgeklärt. Gehen offen und motiviert damit um. Klar war das für die am Anfang noch sehr spannend. Heute ist es Alltag und es gehört einfach dazu. Mit den Süßigkeiten … falls es mal zu einer Hypo gekommen ist, gab es auch nie Probleme seitens der Mitschüler. Ihnen wurde von der Lehrerin erklärt, dass es in solch einem Moment halt Medizin ist und nichts anderes. Das haben auch alle anstandslos akzeptiert.

Was könnte ihrer Meinung nach das Leben ihres Kindes im Schulalltag verbessern, erleichtern im Bezug auf Diabetes?

Wie man also sieht, gibt es nicht nur Probleme an den Schulen sondern es kann auch ganz anders laufen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass wir den DM nicht als Krankheit ansehen, sondern lediglich um ein Organ, was nicht so arbeitet, wie es sollte und nicht groß Tam tam Tam drum gemacht wird.

Stella Volkmer

Wie alt ist dein Kind und seit wann hat es Diabetes?

Ich heiße Stella und bin Mutter von 3 Töchtern ( 6 J. , 9 J. und 13 J.). Unsere mittlere Tochter hat seit September 2011 Diabetes Typ1.

Welche Umstellungen bedeutete die Diagnose Diabetes für dein Kind und eure Familie?

Fabienne Diabetes im SchulalltagZunächst mussten wir konventionell mit Spritzen das ganze lernen und behandeln, was eine ziemliche Tortur für sie und uns war, da sie schreckliche Angst vor den Spritzen hat. Wir konnten ihr die erforderlichen Spritzen teilweise nur geben indem sie einer von uns festhielt. Im Dezember hatten wir die Diabetologin dann soweit das wir endlich eine Insulinpumpe bekamen. Diese haben wir bis heute. Die Katheter setzen wir mit Hilfe von vorherigem Einwirken lassen der Emla- Betäubungssalbe.

Ein weiterer Umstellungsfaktor war anfangs, dass sie nur zu festen Zeiten nur festgelegte BE’s essen durfte. Mit drei Kindern war das sehr schwierig, da die anderen zwischendrin natürlich auch gegessen haben. Unsere große Tochter hat dann heimlich in ihrem Zimmer essen dürfen, aber unsere jüngste konnte das noch nicht so und es gab oft Diskussionen und Tränen. Seit der Pumpe ist das alles etwas entspannter. Aber auch das hat einige Zeit gebraucht, bis wir entspannt genug waren auch hohe Werte zuzulassen und sie essen durfte wann und was sie wollte. Das erste Jahr mussten wir auch noch nachts 1-3 mal Blutzucker messen, was auch sehr Kräfte zehrend war.

Welches Gerät nutzt ihr Kind zur Überprüfung?

Zurzeit nutzen wir die Medtronic Veo Insulinpumpe in Verbindung mit dem Bayer USB Link Messgerät, da es die gemessenen BZ-Werte gleich an die Pumpe überträgt.

Wie kann man sich den Schulalltag vorstellen? Welche Probleme treten auf? Gab es schon Situationen, die eigentlich gar nicht gehen?

Im Kindergarten hatten wir zunächst von unserem ortsansässigen Pflegedienst eine Hilfe, die zum spritzen kam (die kannten sich allerdings nur mit Typ 2 aus und nur mit alten Leuten, das war nicht wirklich eine Hilfe!). Das hatte sich mit der Pumpe dann zum Glück erledigt und die Erzieherinnen erklärten sich bereit die Insulingabe nach einer Schulung durch uns und die Diabetesberaterin durchzuführen. Den Blutzucker messen tat unsere Tochter bereits selbst.

In der Schule gab es dann erst einmal einige Diskussionen mit der Rektorin und der Klassenlehrerin weil sie sich mit der rechtlichen Seite nicht sicher waren, wer was darf. Die Lehrerin wollte helfen und meinte sie würde auch Extra essen wie z.B. bei Geburtstagen etc. abwiegen und berechnen. Die Rektorin war dagegen. Seitdem machen wir es so, dass wir auf der Brotbox die BE-Angaben schreiben und unsere Tochter Fabienne dann den entsprechenden Bolus selbst abgibt (nachdem sie den BZ gemessen hat) und die Lehrerin schaut dabei ihr über die Schulter, dass sie es richtig macht, bzw. nicht vergisst. Das ging die ersten beiden Klassen ganz gut. Jetzt in der dritten Klasse haben wir leider eine sehr schusselige Lehrerin und da klappt das nicht so gut. Allerdings ist sie sehr lieb und hat Fabienne bei einem Ausflug sogar mal getragen als sie im Unterzucker war.

Was gar nicht ging, war das Schulschwimmen. Erst gab es Probleme mit der neuen Lehrerin, die die Verantwortung erst nicht übernehmen wollte. Dann doch, aber irgendwie alles falsch gemacht hat… Ich gebe immer meine Handynummer allen Lehrern, damit sie mich jederzeit anrufen können bei Fragen oder Problemen, was auch mit der Arbeit abgesprochen ist. Auch wenn mal der Katheter ausreißt oder sonstiges können sie mich gleich anrufen und ich komme. Umgekippt ist sie glücklicherweise noch nie, aber wir hatten in der Schule schon mal einen Wert von 18! Sie stand aber noch und die Lehrerin hat zum Glück super gut reagiert!

Wie ist die Schule und wie sind die Lehrer:innen zum Thema Diabetes aufgestellt? Fühlt ihr euch mit euren Sorgen, Fragen und eventuell Ängsten in eurer Schule aufgehoben?

Also ich denke es ist ziemliche Glücksache mit der Schule und den Lehrern. Wir hatten jetzt eher weniger Probleme, aber ich kenne da ganz andere Geschichten von anderen Familien. Wir haben Glück das unsere Tochter sehr schnell sehr selbständig mit ihrem Diabetes umging und viel schon schnell alleine gemacht hat. Wenn es aber Probleme gibt, ist es immer schwer. Auch im Hort hatten wir zum Glück keine Probleme. Da es ein „Haus für Kinder“ ist und Hort und Kindergarten zusammen sind, waren die Betreuer –als Fabienne dann in den Hort ging- schon informiert und wurden noch mal geschult. Einer der Erzieher aus dem Kindergarten wechselte dann in den Hort und somit hatten wir keine Probleme. Die jungen Leute waren sehr aufgeschlossen und eine hatte sogar eine Freundin mit Diabetes und kannte sich ganz gut aus. Sie haben sogar stets das Mittagessen (wird vom Caterer gebracht) abgewogen und sich im Internet über FFDB selbst schlau gemacht, was sie berechnen mussten. Jetzt haben wir sogar im Kindergarten selbst eine Diabetikerin mit Pumpe und sie hilft dann bei Problemen und Fragen nicht nur den Erzieherinnen im Hort, sondern sogar Fabienne oder uns.

Was sollte sich im Bezug auf die Krankheit und zur Schule geändert werden?

Was sollte sich ändern? Nun ich denke das Verständnis sollte verbessert werden. Die Lehrer sollten auch von der Schulleitung entsprechende Schulungen bekommen, die sie befähigen mit solchen Kindern umzugehen und die Krankheit besser zu verstehen. Ich verlange nicht, dass sie was abwiegen (Fabienne bekommt bei Geburtstagen halt die Kuchen dann mit in den Hort und wir haben Hanuta und Not-BE’s in der Schule deponiert, die sie dann essen darf), aber das Verständnis und eine gewisse Mithilfe braucht man einfach. Ich denke es wäre auch hilfreich, wenn so ein Kind neu in der Klasse ist bzw. die Krankheit bekommt, das auch die Eltern der anderen Kinder im Rahmen eines Elternabends aufgeklärt werden. Wir haben festgestellt das einige Eltern wirklich Angst davor haben und dann unsere Tochter nicht zu Geburtstagen oder so einladen, obwohl sich die Kinder gut verstehen. Dadurch haben wir erhebliche Probleme, weil sie sich immer wieder ausgegrenzt fühlt.

Wie gehen die Mitschüler:innen damit um?

Die Mitschüler sind in erster Linie einfach nur neugierig. Sie schauen beim Messen zu und wenn nötig auch mal beim Katheter wechseln. Manchmal gibt es natürlich Neid, wenn Fabienne im Unterricht bei einer Unterzuckerung plötzlich ihre Süßigkeiten auspackt und diese essen darf, aber das ist eher selten oder am Anfang der Fall.

Was könnte ihrer Meinung nach das Leben ihres Kindes im Schulalltag verbessern, erleichtern im Bezug auf Diabetes?

Verbessern würde den Schulalltag sicherlich, wenn es an der Schule eine kompetente ausgebildete „Krankenschwester“ oder sowas gäbe, die solchen besonderen Kindern helfen kann oder auch als Ansprechpartner dienen kann, auch für die Lehrer. Das würde einiges erleichtern. Einen Integrationshelfer dagegen zu bekommen, ist zu wenig zielführend und man bekommt oft nicht mal jemand kompetenten. Quasi wie in den USA sowas wie eine Schulschwester. Bei kleineren Grundschulen vermutlich schwierig. Aber vielleicht könnte man eine Art Kooperation mit nahgelegenen Diakonien etc. machen, dass immer mal jemand zur Verfügung steht.

Selbsthilfegruppe SHG Diakids Nürnberg

Stella VolkmerIch habe vor ca. 3 Jahren eine Selbsthilfegruppe gegründet. SHG Diakids Nürnberg. Hier treffen wir uns immer wieder mit gemeinsamen Aktionen für die Kinder. Wir versuchen uns auf Kinder zwischen 0 und 10 Jahren zu beschränken. Danach gibt es eine eigene Jugendgruppe die jemand anderes führt, aber in dem Alter nehmen sie das dann irgendwann nur noch selten in Anspruch. Der Austausch tut gut zwischen den Eltern und ist gerade für Neulinge eine große Hilfe. Und die Kinder kennen oft keine Gleichgesinnten und sehen spielerisch, dass sie damit nicht alleine sind. Es kommt aber auch viel auf das betreuende Krankenhaus an. Unsere Klinik macht sehr viel für die Kinder mit mehreren Schulungen pro Jahr und Ausflügen. Das ist in anderen Kliniken nicht so gut organisiert.

Tipps für Lehrer:innen und Eltern zum Thema Diabetes im Schulalltag

Ernährung – Was essen Kinder mit Diabetes?

Zuallererst sei mal gesagt: Kinder mit Diabetes können alles essen. Sie müssen ihrem Körper nur die richtige Menge an Insulin verabreichen, sodass der Zuckeranstieg nach dem Essen durch Kohlenhydrate ausgeglichen werden kann.

Da nur Nahrungsmittel mit Kohlenhydraten den Blutzucker erhöhen, müssen sich das Kind und deren Betreuungspersonen mit der Zusammensetzung von Lebensmitteln gut auskennen. Außerdem muss aus diesem Grund die verabreichte Insulinmenge mit der Menge der Nahrungsmittel abgestimmt werden.

In diesen Lebensmitteln sind Kohlehydrate enthalten:

  • Reis, Kartoffeln und Nudeln
  • Lebensmitteln, die aus Getreide hergestellt werden, dazu gehören
    • Brot
    • Cornflakes und Müsli
    • Pizza
  • Milch und Jogurt
  • Zucker
  • Kekse und Kuchen
  • Honig
  • Getränke, die Zucker enthalten
  • Eis
  • Süßigkeiten

Ohne Bedenken können die Diabetes Patienten zwischendurch rohes Gemüse (Paprika, Möhren, Kohlrabi, Tomaten…) essen. Auch ungesüßte Getränke (Tee) sowie zuckerfreie Süßigkeiten (Bonbon, Kaugummi…) können zu sich genommen werden.

Unterzuckerung – Was muss ich tun?

Bei einer Unterzuckerung fällt der Blutzuckerspiegel extrem stark ab. Häufige Gründe hierfür sind

  • zu viel Insulin wurde gespritzt,
  • fehlerhafte Blutzuckermessung und somit falsche Insulingabe,
  • Insulindosis nicht gesenkt und Sport getrieben,
  • Zu wenig Kohlehydrate bei der Mahlzeit oder ganz und gar vergessen zu essen oder
  • ein Magen-Darm-Infekt liegt vor.

Es gibt verschiedene Warnsignale bei Diabetes-Patienten, die auf eine Unterzuckerung hinweisen.

Anzeichen von Unterzuckerung bei Kindern

  • Blässe um Mund und Nase,
  • Schweißausbrüche,
  • Zittern
  • Schneller Puls
  • Heißhunger.
  • Konzentrationsstörungen
  • Die Schrift ist verändert.
  • Kopfschmerzen
  • Seh- und Sprachstörungen
  • Das Kind ist Wesens verändert und/ oder verwirrt
  • Das Kind wirkt müde und schläfrig
  • Krampfanfall
  • Bewusstlosigkeit

Behandlung bei Unterzuckerung

Wird eine Unterzuckerung erkannt, ist rasch aber ruhig zu handeln. Der:Die Schüler:in muss Traubenzucker (3 Plättchen oder 6 Bonbons) oder ein zuckerhaltiges Getränk (Saft, Limonade, Cola, Tee mit Zucker) zu sich nehmen. Sollte sich das Kind dagegen aussprechen, kann das auch ein Anzeichen der Unterzuckerung sein. In diesem Fall muss sehr bestimmt zu etwas zuckerhaltigem aufgefordert werden.

Bei Bewusstlosigkeit muss der Notarzt gerufen werden, der eine Glukose-Injektion verabreicht. Außerdem muss das Kind in die stabile Seitenlage gebracht werden. Es dürfen keine Flüssigkeiten zugeführt werden, da das Risiko des Verschluckens zu groß ist.

Ein Kind mit Diabetes darf bei einer Unterzuckerung auf keinen Fall aus der Klasse oder gar alleine nach Hause geschickt werden!

Wandertage und Klassenfahrten

Diabetes Blutzucker messenSprechen Sie als Eltern oder als Lehrer:innen Unsicherheiten vor Tagesausflügen oder Klassenfahrten an. In einem Gespräch können Unklarheiten beseitigt werden.

Wenn es möglich ist, sollte ein Elternteil bei den ersten Ausflügen oder der ersten Klassenfahrt sich als Betreuer anbieten und mitfahren. So kann das Grundschulkind durch die Teilnahme an der schulischen Aktion sein Selbstbewusstsein steigern und lernen mit der Krankheit in allen Lebenslagen umzugehen. Ist die Option des Mitfahrens nicht möglich, kann ein telefonischer Kontakt auch helfen, Fragen zur Insulindosierung oder anderen Themen zu beantworten.

Lehrer:innen können die kleinen Patienten an die Blutzuckermessung erinnern, da Ausflüge aufregende aber auch anstrengende Stunden bedeuten können.

Sportuntericht – Was gibt es zu beachten?

Ohne Einschränkungen können die Schüler:innen am Sport- und Schwimmunterricht teilnehmen, denn Diabetes schränkt die Leistungsfähigkeit nicht ein. Die besten Beispiele geben dafür bekannte Leistungssportler.

Bekannte Sportler mit Diabetes Typ 1

  • Gewichtheber Matthias Steiner
  • Ruderer Sir Steven Redgrave
  • Leichtathlet Daniel Schnelting
  • Leichtathletin Stephanie Hill
  • Kickboxerin Anja Renfordt
  • Fußballtrainer und ehemaliger Torwart Dimo Wache
  • Marathonläuferin Melanie Schipfer
  • Radsportler Simon Strobel

Kinder sollten vor dem Sport oder Schwimmen ihren Blutzucker messen. Zusätzlich vor oder während des Unterrichts zu essen muss eingeplant werden, wenn es nötig ist. Am besten ist es, wenn Blutzuckermessgerät und Traubenzucker in der Nähe sind. Es ist nicht verkehrt als Lehrer:in immer ein Notfallpäckchen Traubenzucker dabei zu haben. So kann bei Unterzuckerung schnell reagiert werden.

Aufklärung der Mitschüler:innen

Die Mitschüler:innen sollten über Diabetes informiert werden. Der:Die betroffene Schüler:in soll weder zu sehr in den Mittelpunkt gerückt werden, noch sollte das Thema unter den Tisch fallen. Es ist wichtig zu wissen, dass während des Unterrichts bei Bedarf gegessen oder getrunken werden muss.

Wie wird der Blutzucker beeinflusst?


Senkung des Blutzuckers durch:

  • Insulin
  • körperliche Anstrengungen
  • allgemein negativen Stress
  • grünen Tee

Erhöhung des Blutzuckers durch:

  • Zucker
  • Brot
  • Obstsäfte
  • Infekte und Fieber

Tipps für den Alltag (Diabetes App)

mySugr – Android / iOS

mySugr App
(Screenshot der Webseite mysugr.com/de)

Kleine Monster helfen und motivieren die Kinder dabei, den Alltag mit Diabetes auf spielerische Art und Weise zu meistern. Das Video erklärt, wie Eltern und Kinder die Diabetes-App für sich nutzen können.

 

Lesenswerter Artikel? Bitte Weiterempfehlen!

passende Themen:



» Diskutieren Sie mit

Die Redaktion von GrundschulenNet ist für Feedback immer dankbar. Wir freuen uns jederzeit über Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge.

Ein Kommentar

  1. Sehr interessanter Artikel. Wir nutzen die App mySugr und meine Tochter findet die Monster total klasse. Zum Glück haben wir auch eine Lehrerin, die sich dem Thema toll angenommen hat und sie jederzeit unterstützt.
    Vielleicht wäre es sinnvoll das Thema Diabetes und Unterzuckerung in den Erste-Hilfe-Kursen mit aufzunehmen. Die sollten die Lehrer doch alle zwei Jahr auffrischen, glaub ich. So wäre ein Grundverständnis schon da…
    Viele Grüße Marie

    Kommentar

Ein Kommentar hinterlassen