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Integration – wie kann ich in Zeiten der Flüchtlingskrise selbst helfen?

Integration in Zeiten der Flüchtlingskrise – In Deutschland leben zurzeit so viele Flüchtlinge aus fernen und fremden Ländern wie nie zuvor. Allein in 2015 sind über eine Million Menschen nach Deutschland geflohen. Sie bekommen in den Flüchtlingsunterkünften ein Bett, Essen und Kleidung. Aber das reicht doch nicht, um gut in einem fremden Land anzukommen.

Genau dieser Meinung sind viele Deutsche, die sich in Zeiten der Flüchtlingskrise engagieren wollen und mit tollen Initiativen zur Integration beitragen. Bei diesen vielseitigen Projekten geht es um weit mehr als darum, diese Mitmenschen mit dem Nötigsten zu versorgen: Es geht um Unterstützung, Respekt, um gegenseitiges Kennenlernen und darum, gemeinsam die Zukunft zu gestalten.

Vielseitige Projekte für Flüchtlinge

Jeder kann in Zeiten der Flüchtlingskrise helfen – mit Geld- oder Sachspenden oder eben auch mit ehrenamtlichem Engagement. Die Initiativen, die in Deutschland gegründet wurden, sind so vielseitig, dass für jeden das passende Projekt dabei sein kann, ob man alt oder jung ist, viel oder wenig Zeit hat, als Familie oder als Einzelner aktiv mitwirken will.

Welcome Dinner – Freundschaft geht durch den Magen

In vielen Städten wie Hamburg, Berlin, Stuttgart, München und Mainz gibt es so genannte „Welcome Dinner“. Das Projekt versteht sich als eine Geste der Gastfreundschaft, bei der Einheimische Flüchtlinge mit einem gemeinsamen Essen willkommen heißen.

„Viele Flüchtlinge und Zuwanderer in Hamburg haben kaum oder keinen Kontakt zu Deutschen. Sie freuen sich sehr über die Möglichkeit, ihr Deutsch einzusetzen und eine deutsche Familie kennenzulernen“

, sagt Julia Wehmeier, eine der vier Gründer von Welcome Dinner Hamburg.

Man verständigt sich auf Deutsch, Englisch oder auch mit Händen und Füßen und hat so die Gelegenheit, sich näher kennenzulernen.

„Wir bekommen das Feedback, dass es häufig zu einem Gegenbesuch kommt. Einige Paarungen treffen sich auch durchaus regelmäßig, etwa um den Neu-Hamburgern die Stadt zu zeigen, sie bei Behördengängen und der Wohnungssuche zu unterstützen“

, sagt Julia Wehmeier. Weitere Informationen findet ihr auf

  • welcome-dinner.de (Hamburg),
  • welcomedinnerberlin.de (Berlin),
  • welcomedinnermainz.blogspot.de (Mainz),
  • welcome-dinner-stuttgart.de (Stuttgart) und
  • abendesser-connection.de (München).

Patenschaften – gegenseitig helfen

Um genau diese Art der Unterstützung, die sich aus den Welcome Dinner manchmal zufällig ergibt, geht es bei den Mentorenprogrammen und Patenschaften. Als Mentor oder Pate begleitet man – allein oder auch als Familie – ehrenamtlich ein Flüchtlingskind oder eine Flüchtlingsfamilie bei ihren ersten Schritten in Deutschland – und profitiert dabei ganz sicher auf beiden Seiten von diesem Projekt.

Ankunft im fremden Land zu erleichtern

Bei allen Unternehmungen – von sportlichen Aktivitäten über gemeinsame Ausflüge bis hin zur Unterstützung bei Wohnungssuche, Arztbesuchen oder Behördengängen – geht es darum, die Ankunft im fremden Land zu erleichtern, Hilfe anzubieten und gemeinsam Spaß zu haben. Bei den meisten dieser Initiativen bereiten ein Einführungsworkshop und kleine Seminare z.B. zu Asylrecht und Landeskunde auf diese Aufgabe vor.

Initiativen für Patenschaften und Mentorenprogramme sind unter anderem

  • fremdefreunde.berlin (Berlin),
  • xenion.org (Berlin),
  • initiative-schlüsselmensch.org (Freiburg),
  • refugio-bremen.de (Bremen),
  • refugio-muenchen.de (München),
  • refugio-stuttgart.de (Stuttgart) und
  • fluchtpunkt-hh.de (Hamburg).

Rückzugsorte – kirchliche Projekte für Frauen und Kinder

Vor allem für die Frauen und Kinder ist das Leben in den Zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen sehr hart – den Kindern fehlt Platz zum Spielen, den Frauen ein Ort, an den sie sich zurückziehen können. Es gibt daher viele Initiativen, die genau diese Problematik erkannt haben und Rückzugsorte schaffen wollen.

Vor allem die Kirche engagiert sich hierbei vielerorts in Zusammenarbeit mit den kirchlichen Kindergärten. Das Evangelische Kita-Werk Altona-Blankenese öffnet zum Beispiel an fünf Nachmittagen in der Woche jeweils in einem anderen Hamburger Kindergarten seine Türen.

Der kirchliche Träger ermöglicht es so den Flüchtlingskindern, in Ruhe zu spielen, zu basteln und zu toben. Die Frauen haben die Möglichkeit, sich für eine kurze Zeit von ihren Sorgen zu erholen, den Schleier abzulegen, zu duschen und die Säuglinge im geschützten Raum stillen zu dürfen. Außerdem können sie gemeinsam kochen, nähen oder stricken und dabei natürlich auch ein wenig Deutsch lernen.

Bärbel Dauber ist die Leiterin dieses Projektes. Sie ist erfreut über die rege Teilnahme auf beiden Seiten:

„Die Räume lassen nur eine begrenzte Anzahl an Frauen und Kindern zu, und dadurch entsteht auch eine sehr persönliche Atmosphäre, in der sich viel entwickeln kann. Die Hilfsbereitschaft ist enorm. Pro Kindergarten kommen regelmäßig ca. 10-12 Ehrenamtliche.“

Durch den kleinen Rahmen finden ein richtiger Austausch und ein gegenseitiges Kennenlernen statt.

„Es kommt zu sozialen Kontakten auf Augenhöhe“

, ist Bärbel Dauber wichtig. Weitere Informationen finden Sie auf kitawerk-altona-blankenese.de oder erkundigen Sie sich einfach in dem Kirchenbüro Ihrer Gemeinde über ähnliche Projekte.

Vereine zur Flüchtlingshilfe

Es gibt Vereine in vielen Städten Deutschlands, die sich ganz und gar dem Projekt „Flüchtlingshilfe“ widmen und mit vielen tollen Angeboten zur Integration beitragen.

VISIONEERS e.V. – Integration in Zeiten der Flüchtlingskrise

Der Verein VISIONEERS e.V. aus Berlin bietet z.B. neben einem Motorenprogramm auch eine Nähwerkstatt, Fußball, Gitarrenunterricht, Hausaufgabenbetreuung sowie Deutschunterricht an. Das Angebot richtet sich in erster Linie an unbegleitete, minderjährige Jugendliche, die überwiegend aus Syrien und Afghanistan alleine nach Deutschland geflohen sind.

Visioneers Gitarrenunterricht

„Es ist wichtig, den Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben. Durch die große Anzahl an unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen ist die Betreuungssituation sehr schwierig, sodass die Jugendlichen in ihren Unterkünften nicht die individuelle Betreuung erhalten können, die sie benötigen“

, sagt Natascha Tepaß. Die 1. Vorsitzende von VISIONEERS e.V. ist sich sicher, dass die Workshops maßgeblich zur Integration beitragen:

„Die Jugendlichen, die seit Dezember regelmäßig Workshops besuchen, sind den anderen Jugendlichen aus ihrer Unterkunft mit ihren Deutschkenntnissen um viele Monate voraus.“

Die Workshops werden komplett auf Deutsch durchgeführt und bieten den Jugendlichen so die Möglichkeit, mit der deutschen Sprache und Kultur in Kontakt zu treten. Viele der Jugendlichen möchten sich integrieren.

„Ein häufig geäußerter Wunsch dieser Jugendlichen ist, mit anderen Jugendlichen aus Deutschland zusammenzutreffen, sich auszutauschen und Freundschaften zu schließen“

, weiß Natascha Tepaß. Wer sich bei VISIONEERS ehrenamtlich betätigen möchte, kann gerne über die Homepage Kontakt aufnehmen: visioneers.berlin.

Kinder helfen Kindern – Förderprogramme an Schulen

Auch Schulen haben die Möglichkeit, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Gerade im Rahmen der Nachmittagsbetreuung lassen sich viele Ideen verwirklichen. Eine Schule, die dies mustergültig umgesetzt hat, ist zum Beispiel das Gymnasium Adolfinum in Moers.

Gymnasium Adolfinum Moers

An zwei Nachmittagen die Woche kommen bis zu 25 Flüchtlinge an die Schule und werden dort ehrenamtlich nicht nur von einigen LehrerInnen, sondern in erster Linie auch von SchülerInnen unterrichtet und begleitet. Neben dem Deutschunterricht stehen aber auch gemeinsame Ausflüge, Fahrradtouren und die Vermittlung von Praktikumsplätzen auf dem Programm.

„Dieser Ansatz lässt sich auch in andere Schulen, sogar Grundschulen, verwirklichen“

, glaubt Claudia Landes, Lehrerin am Adolfinum und Initiatorin des Projekts.

„Die Stärke des Kurses besteht darin, dass junge Leute für junge Leute arbeiten und der Sprachumsatz dabei sehr hoch ist“

, sagt die engagierte Lehrerin. Und nicht nur die Flüchtlinge, die sehr offen und wissbegierig sind, profitieren von dem Projekt, sondern auch die SchülerInnen lernen besser Deutsch, indem sie ihre eigene Sprache vermitteln. Gleichzeitig wird ihnen die Angst vor den Fremden genommen und sie lernen wichtige Sozialkompetenzen und was es heißt, sich für etwas zu engagieren.

Viele Möglichkeiten – Sie haben die Wahl

Es gibt so viele weitere tolle Initiativen zur Flüchtlingshilfe wie z.B. die „Deutschkiste“, „Welcome Baby Bags“ oder internationale Gartenprojekte. Leider können hier nicht alle vorgestellt werden. Aber vielleicht sind Sie jetzt trotzdem neugierig geworden und möchten sich engagieren – Möglichkeiten gibt es glücklicherweise reichlich.

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2 Kommentare

  1. Toll ist auch das Portal http://helpto.de/de – Hilfe für Flüchtlinge und Bedürftige! (Nach Stadt/ Region geordnet, es können sowohl materielle Hilfen als auch nicht-materielle Angebote ebenso angeboten wie abgefragt werden …)

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