Lehrermangel in Grundschulen
Inhalt
Das Wichtigste in Kürze
- Studien prognostizieren über 100.000 fehlende Lehrkräfte bis 2035
- Besonders in den MINT-Fächern werden dringend Lehrkräfte benötigt
- Um den Lehrermangel zu beseitigen, muss das Lehramts-Studium erleichtert und der Beruf attraktiver gemacht werden
- Auch Quereinsteiger und geflüchtete Lehrkräfte müssen besser gefördert werden
Über 100.000 Lehrkräfte fehlen
Im März 2024 veröffentlichte das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) eine Studie mit dem Titel “Lehrkräftemangel! Und kein Ende in Sicht.” Das Ergebnis: Bis 2035 werden voraussichtlich 115.000 – 175.000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen fehlen. Grundschulen sind tatsächlich etwas weniger stark betroffen: Dort wird von einem Lehrermangel von 16.000 ausgegangen.
Der Lehrermangel macht sich schon jetzt stark bemerkbar. Unterricht wird nicht mehr nur von ausgebildeten Lehrkräften, sondern oft auch von Seiteneinsteigern übernommen. In Berlin, einem Bundesland mit besonders hohem Lehrermangel, haben zwei Drittel der neu eingestellten Lehrkräfte keinen regulären Lehramtsabschluss.
Was sind die Gründe für den Lehrermangel?
Aktuell ist die Zahl der Schüler und der Bedarf an Lehrkräften besonders hoch. Beispielsweise sind viele geflüchtete Kinder mit Flucht-Traumata und mangelnden Sprachkenntnissen an deutsche Schulen gekommen, die besonderer Förderung bedürfen. Auch um die Bildungsrückstände während der Corona-Pandemie aufzuholen, werden eigentlich mehr Lehrkräfte benötigt.
Der prognostizierte Lehrermangel liegt aber nicht in erster Linie an einer steigenden Zahl der Schüler. Einige Studien gehen aufgrund sinkender Geburtenzahlen sogar von weniger Schülern in Zukunft aus.
Aber der Lehrermangel wird sich vor allem aus ausscheidenden Lehrkräften ergeben, die beispielsweise altersbedingt den Beruf niederlegen werden. Außerdem sind viele Lehrer in letzter Zeit auf Teilzeit umgestiegen, was den Bedarf ebenfalls erhöht.
Wo herrscht der größte Lehrermangel?
Der größte Lehrermangel herrscht in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Geografisch ist der Lehrermangel im ländlichen Raum oft besonders groß. Den Lehrern werden deshalb oft schon Umzugshilfen und andere Anreize von den Kultusministerien angeboten, um die Orte attraktiver zu machen.
Ideen gegen den Lehrermangel
Den Lehrermangel allein durch mehr Ausbildung zu lösen, ist kaum möglich. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) schlägt deshalb vor, zeitlich befristete Not-Maßnahmen einzuführen. Dazu zählt zum Beispiel, Lehrkräfte im Ruhestand wieder einzusetzen oder die Teilzeitarbeit für Lehrer zu begrenzen. Gleichzeitig muss auch der Lehrerbedarf irgendwie gesenkt werden. Dies könnte durch Hybrid-Unterricht oder Selbstlernzeiten in den höheren Klassen geschehen, oder auch durch flexiblere Klassengrößen. Langfristig solle man sich jedoch nicht auf diese Not-Maßnahmen fokussieren, sondern generell die Unterrichtsorganisation neu planen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat einen 15-Punkte-Plan gegen den Lehrermangel entwickelt, in dem sie unter anderem bessere Bezahlung und eine Verbesserung des Studiums fordern. Das Lehramts-Studium sollte generell mehr Studienplätze bieten und man müsste die NC-Beschränkung aufheben, um mehr Studierende für den Lehrerberuf zu gewinnen.
Zu den GEW-Forderungen zählt auch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Aktuell müssen geflüchtete oder eingewanderte Lehrkräfte aus dem Ausland erst einen langen und aufwendigen Prozess durchlaufen, um in Deutschland unterrichten zu können. Dazu zählt zum Beispiel ein Sprachkurs, pädagogische Seminare und ein Praktikum. Besonders für die Flüchtlingsklassen werden sie aber dringender gebraucht. Man sollte also dafür sorgen, dass diese Kollegen schneller und einfacher ins System kommen.