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Freinet-Schulen – Kinder haben das Wort

Am Schulsystem stört einige, dass sich zu starr am Lehrplan orientiert wird, statt auf das Leben vorzubereiten. Célestin Freinet ging es um 1920 genauso. Deshalb entwickelte er ein eigenes Schulkonzept – die Freinet-Schulen. Wer genauso denkt wie Freinet, ist hier richtig aufgehoben.

Übersicht: Was macht die Freinet-Schulen aus?

  • Individuelle Förderung steht an Freinet-Schulen im Vordergrund.
  • Freinet-Schulen richten sich nach staatlichen Lehrplänen, sodass sie staatlich anerkannt sind und einen gültigen Abschluss anbieten.
  • Größtenteils sind Freinet-Schulen staatlich, es gibt aber auch einige private Formen. Diese verlangen ein Schulgeld zwischen 35€ und 300€ im Monat.
  • Ziele der Freinet-Pädagogik umfassen freie Persönlichkeitsentfaltung, Selbstverantwortlichkeit, Zusammenarbeit und kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und der Umwelt.
  • Freinet-Schulen begleiten die Schüler*innen von der Grundschule bis zum Schulabschluss.

Seit wann gibt es Freinet-Schulen?

Den Kindern das Wort geben” – das war das Motto von Célestin Freinet. Da dies seiner Meinung nach in konventionellen Schulen nicht umgesetzt wurde, entwickelte er sein eigenes Schulkonzept. Dies war keine vollkommen neue Pädagogik, sondern lediglich eine Kombination der besten Methoden und Anschauungen laut Freinet. 1935 eröffnete die erste Freinet-Schule in Frankreich und seitdem haben weltweit viele Schulen dieses Konzept übernommen. Auch in Deutschland sind um die 20 dieser Schulen vertreten.

Individuelle Förderung

An Freinet-Schulen werden die Schüler individuell nach ihren Talenten gefördert. Jede*r Schüler*in bekommt Anfang der Woche im Klassenrat einen eigenen Lernplan von der*m Lehrer*in, der sowohl auf die Interessen der Kinder als auch den staatlichen Lehrplan angepasst ist. Bis auf diese lose Vorgabe können die Kinder aber alles selbst bestimmen – wie lang sie sich mit dem Thema beschäftigen wollen und wie sie dies tun wollen, ist ihnen überlassen.

Theoretisches Lernen wird durch praxisnahes Lernen ergänzt. Die individuelle Förderung ermöglicht, dass die Kinder ihren Interessen nachgehen und in Talenten gefördert werden. Bei Förderbedarf werden auch die Schwächen intensiver auf dem Wochenplan vermerkt. So ist jeder Plan mit Pflicht- und Freiaufgaben gefüllt.

Lehrer haben eher eine unterstützende Funktion und koordinieren nur wenn nötig. So entsteht ein selbstbestimmter statt einem lehrergelenkten Unterricht. 

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Klassenräume der anderen Art

Klassenräume sind in Ateliers gegliedert, in denen sich die Kinder dem jeweiligen Arbeitsbereich widmen. So kann in einer Ecke gewerkelt werden, während in einer ruhigen Ecke lesen geübt wird. Eine Besonderheit der Freinet-Schulen ist, dass sie eine Schuldruckerei besitzen. Dort erstellen die Kinder neben einer eigenen Schulzeitung auch ihre Lehrmaterialien selbst, anstatt sich an gängige Textbücher zu halten. Dazu wird eine Dokumentensammlung angelegt, die nach Fertigstellung auch nachfolgenden Klassen zur Verfügung stehen kann.

Bewertung fernab von Zahlen

Jeden Morgen setzen die Schüler*innen sich zu einem Morgenkreis zusammen, in dem das tägliche Vorhaben und die Aufgaben angesprochen werden, sodass am Ende des Tages die Ziele reflektiert werden können.

Diese Reflexionen über den Lernfortschritt finden an Freinet-Schulen regelmäßig statt. Anstelle von Zeugnissen bekommen die Schüler*innen täglich, wöchentlich oder jährlich eine Lernkurve ausgestellt, die ihre Entwicklung zeigt. Zeugnisse mit Noten werden ab der neunten Klasse erstellt, damit ein staatlicher Abschluss möglich ist.

Staatliche Anerkennung

Die meisten Freinet-Schulen sind nämlich staatlich ausgerichtet, weil die wöchentlichen Lernpläne von Lehrer*innen entsprechend angepasst werden. So ist auch ein Wechsel in eine andere Schulform problemlos möglich. Durch die staatliche Anerkennung fallen auch meist keine Schulgebühren an. Einige Freinet-Schulen befinden sich in freier Trägerschaft, wo das Schulgeld an das Einkommen der Eltern angepasst wird.

Das will die Freinet-Pädagogik erreichen:

Freinet-Schulen verfolgen vier konkrete Ziele: Die freie Persönlichkeitsentfaltung, Selbstverantwortlichkeit, Zusammenarbeit und kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und der Umwelt. Durch Neugier soll die Lernmotivation entstehen und es soll die Kinder anregen, dass sie erfahren, wozu etwas gelernt wird.

Für welche Kinder ist die Freinet-Schule geeignet?

Schüchterne Kinder könnten sich von den fehlenden Strukturen überfordert fühlen. Für neugierige Kinder sind Freinet-Schulen jedoch sehr gut geeignet. Auch die individuelle Förderung sagt vielen zu. Demnach ist die Freinet-Schule eine willkommene Überlegung, wenn es darum geht, eine Grundschulform für Ihr Kind zu wählen.

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