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Internate – Schule und Wohnen an einem Ort

Die Assoziationen mit Internaten fallen unterschiedlich aus. Einige denken an Geschichten wie bei „Hanni und Nanni“, wo das Internatsleben voller Abenteuer steckt, andere denken an Geschichten, in denen das Internat eine Strafe für schlechtes Verhalten darstellt. Doch wie so oft sind die meisten Geschichten fern von der Realität. Was macht also die Schulform des Internats aus?

Das Wichtigste in Kürze

  • Grundsätzlich bedeutet Internat, dass Schule und Wohnen an einem Ort vereint werden. Unterkunft, Bildung, Verpflegung und Freizeitaktivitäten gehören alle zu jedem Internatskonzept. So werden Persönlichkeitsbildung und Schule kombiniert.
  • Es gibt staatliche Internate, die durch einen Einstufungstest entscheiden, wer geeignet ist, doch die meisten Internate sind Privatschulen, wo die Zahlungsfähigkeit der Schulgebühren als Kriterium gilt und oft nur die finanzielle Oberschicht oder Stipendiaten zugelassen werden.
  • Die Kosten von Internaten variieren stark. Staatliche Internate starten bei circa 350€ im Monat, während für einige private Eliteschulen bis zu 2500€ im Monat verlangt wird und im Extremfall die Preise sogar bei 3600€ monatlich liegen. Stipendien für besondere Leistung sind aber auch immer eine Möglichkeit.
  • In Deutschland gibt es Internate für alle möglichen Schulformen. Es gibt einige Grundschul-Internate, sehr viele Gymnasien und außerdem auch Hauptschulen, Realschulen oder Fachoberschulen in Internatsform.
  • Abgesehen von der Schulform ist auch das Angebot der pädagogischen Konzepte an Internaten sehr vielfältig, da jedes Internat sein eigenes pädagogisches Profil besitzt.
  • In Deutschland gibt es fast 250 verschiedene Internate.

Was an allen Internaten gelernt wird

Da sowohl Leben als auch Lernen am Internat stattfindet, geht das Leistungsangebot weit über den staatlichen Lehrplan hinaus. In den vielseitigen außerschulischen Freizeitangeboten erlernen die Schüler*innen auch soziale Kompetenzen. Das Zusammenleben bringt ihnen Mitverantwortung und Einfügen in Gruppen bei. Wenige Schüler*innen verlassen das Internat als Egoisten.

Vor allem an Grundschulinternaten, aber auch an den weiterführenden Schulen, übernimmt das Internat die Erziehungsrolle im Leben der Kinder. Es herrschen familiäre Strukturen und die Betreuung rund um die Uhr bringt individuelle und intensive Förderung mit sich. So können persönliche Stärken und schulische Leistungen gezielt gefördert werden. Auch der geregelte Tagesablauf trägt zur Erziehung der Kinder bei.

Die Berufseinstiegchancen mit einem am Internat erworbenen Schulabschluss sehen sehr gut aus. Auch frühere Problemschüler, die ans Internat geschickt werden, schaffen es häufig dort ihre Noten umzukrempeln und den Berufseinstieg zu meistern.

Mögliche Schwerpunkte an Internaten

Das Angebot an Internaten ist unglaublich vielfältig. Auch für Auslandsaufenthalte, beispielsweise in England, sind Internate ein beliebtes Ziel. Doch sogar die über 200 deutschen Internate sind so abwechslungsreich, dass es für jeden eine passende Internatsform gibt. Neben der Auswahl, dass einige Internate reine Jungs- oder Mädchen-Internate sind, bieten Internatsschulen Ausrichtungen auf die folgenden Schwerpunkte an:

  • konfessionelle Internate
  • Sport-Internate (bspw. Fußball oder Reiten)
  • MINT-Internate
  • Musik-Internate
  • Musisch-Künstlerische Internate
  • Waldorf-Internate
  • Montessori-Internate
  • Hochbegabten-Internate
  • Sprach-Internate
  • Landerziehungsheime
  • Internate für ADHS und ADS
  • Internate für Asthmatiker, Allergiker oder Diabetiker
  • Technisch-Handwerkliche-Internate
  • Wirtschafts-Internate
  • und viele weitere spezielle Förderungsschwerpunkte.

Kriterien zur Auswahl eines Internats

Wenn eine Familie sich dazu entschieden hat, dass das Kind auf ein Internat gehen soll, muss unter all den unterschiedlichen Schulformen, -Ausrichtungen und Preisen das passende Internat für das Kind gefunden werden. Um eine professionelle Meinung einzuholen, ist eine Internatsberatung möglich. Einige davon erfolgen sogar kostenlos. Sobald eine engere Auswahl an Internaten getroffen wurde, sollten diese gemeinsam besichtigt werden und wenn möglich sollte das Kind einen Probetag besuchen. Die Kriterien, nach denen sich bei der Auswahl gerichtet werden sollte, sind hier nach Priorität geordnet:

  1. Zuerst sollte die Schulform, die geographische Lage und ein preisliches Budget festgelegt werden. Sobald diese Faktoren feststehen, kann die eingegrenzte Auswahl näher in Betracht gezogen werden.
  2. Dann kann ein Fokus auf eine bestimmte Ausrichtung wie beispielsweise ein alternatives pädagogisches Konzept wie an Montessori-Internaten oder eine konfessionelle Ausrichtung gelegt werden. Auch die Art des erworbenen Abschluss sollte beachtet werden. Zu dem Kriterium des Abschlusses gehört auch, ob das Internat staatlich genehmigt oder staatlich anerkannt ist. Staatlich genehmigte Internate dürfen Abschlussprüfungen nicht selbst anbieten und so muss die Prüfung extern abgelegt werden, während bei staatlich anerkannten Internaten auch die Abschlussprüfungen von bekannten Gesichtern abgenommen werden.
  3. Zuletzt können zusätzliche Kriterien, die das Internat herausstechen lassen, in Betracht gezogen werden. Dazu zählen Freizeit- und Sportangebote, besondere Förderschwerpunkte, eventuelle Auslandsaufenthalte und Praktika und auch die Bedeutung des Heimfahrtrhythmus sollte nicht unterschätzt werden.

Grundschul-Internat – Nur im Notfall

Die Gründe für einen Internatsbesuch fallen unterschiedlich aus. Es kann daran liegen, dass die Eltern beruflich sehr eingespannt sind und deshalb wenig Zeit für das Kind haben, oder dass sie beruflich oft umziehen müssen und dem Kind Stabilität und gleichbleibende Strukturen in Form eines Internats bieten wollen. Auch wenn Eltern sich aufgrund einer schweren Krankheit nicht um die Kinder kümmern können, sind Internate ein willkommenes Konzept. Viele weitere Gründe können im Falle der familiären Situation dafür sprechen, dass ein Internat das Beste für das Kind ist.

Solch ein guter Grund sollte vorliegen, wenn das Kind bereits in der Grundschule an ein Internat geschickt wird. Psychologen raten von Grundschul-Internaten eigentlich ab, weil es eine sehr frühe Trennung vom Elternhaus bedeutet. Die Nachfrage nach Grundschul-Internaten liegt bei 5%. Ohne einen triftigen Grund sollten Grundschul-Internate demnach lieber vermieden werden.

Niemals sollte ein Internatsbesuch als Strafe kommuniziert werden. Das Kind würde dann nur rebellieren und sich am Internat nicht wohlfühlen, sondern eher wie vom Elternhaus abgeschoben.

Für die weiterführende Schule sind Internate allerdings eine interessante Schulform, die in die Auswahl mit einbezogen werden kann. Vor allem die vielfältigen möglichen Schwerpunkte könnten die perfekte Schule für das Kind bilden.

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