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Konzentration bei Grundschulkindern fördern – so können Eltern bei mangelnder Konzentration unterstützen

Konzentration ist in der Schule ein Muss. Sich bei Schulaufgaben konzentrieren zu können, ist einer der wichtigsten Faktoren für Lernerfolge. Doch meistens nehmen Schulen es für selbstverständlich, dass Kinder sich konzentrieren können. Dabei muss Konzentration eigentlich trainiert werden und kann nicht vorausgesetzt werden.

Einige alternative Schulformen, wie Montessori-Grundschulen, versuchen bereits, Kinder mit Konzentrationstraining zu unterstützen. An deutschen Regelschulen kommt solch ein Training allerdings zu kurz. Eltern und Lehrkräfte müssen deshalb jede Möglichkeit nutzen, die Konzentrationsfähigkeit der Kinder zu fördern.

Konzentrationsspanne von Kindern

Es gibt gewisse Zeitangaben, die grob festlegen, wie lange Kinder sich in welchem Alter am Stück konzentrieren können. Als Faustregel gilt dabei: Kinder können sich ungefähr doppelt so viele Minuten konzentrieren, wie sie Jahre alt sind. Ein 7-jähriges Kind hat dementsprechend eine Konzentrationsspanne von 14 Minuten.

  • Kinder von 5 bis 7 Jahren: ca. 15 Minuten Konzentration am Stück
  • Kinder von 7 bis 10 Jahren: circa 20 Minuten Konzentration am Stück
  • Kinder von 10 bis 12 Jahren: circa 25 Minuten Konzentration am Stück
  • Jugendliche von 12 bis 16 Jahren: circa 30 Minuten Konzentration am Stück
  • Erwachsene: 45 bis 90 Minuten Konzentration am Stück

Eine Sache fällt besonders auf, wenn man sich diese Konzentrationsspannen anschaut: Schulstunden gehen normalerweise 45 Minuten, Doppelstunden sind sogar 90 Minuten lang. Dabei entspricht das eigentlich nur der Konzentrationsspanne von Erwachsenen. Die Lehrer*innen bleiben so vielleicht die Unterrichtsstunde lang konzentriert, aber die Schüler*innen verlieren im Laufe der Schulstunde den Fokus.

Diese Konzentrationsspannen gelten für alle Tätigkeiten, auch beim Spielen. Allerdings ist dort der Verlust der Konzentration nicht so dramatisch und auffällig wie beim Lernen. Wenn beim Spielen die Gedanken abschweifen, bauen Kinder das meist einfach in das Spiel mit ein. Sie bestimmen den Verlauf ihrer inszenierten Geschichten selbst. Deshalb ist es für sie auch kein Problem, sich auch mal vier Stunden am Stück mit einem Spiel zu beschäftigen.
Beim Lernen handeln Kinder allerdings meist nicht selbst-, sondern fremdbestimmt. Die Schule hat ihnen die Aufgaben vorgegeben, die sie nun abarbeiten müssen. Wenn dort die Konzentration abfällt, können die Aufgaben nicht mehr effizient bearbeitet werden. Deshalb ist die mangelnde Konzentration beim Lernen auffälliger als beim Spielen.

Gründe für mangelnde Konzentration bei Grundschulkindern

Bei manchen Kindern weicht die Konzentration stark von den Durchschnittswerten ab. Forscher*innen vermuten, dass heutige Generationen durch den erhöhten Medienkonsum allgemein kürzere Konzentrationsspannen entwickeln. In den digitalen Medien erfahren Kinder dauernd schnelle Bilder, bunte Farben, viel Musik und laute Töne auf ein Mal. Die absolute Stille in der Lernatmosphäre verunsichert sie dann ein wenig.

Neben dem Faktor Medienkonsum, der die ganze Generation betrifft, können auch individuelle Faktoren zu mangelnder Konzentration führen. Wenn Kinder nicht ausreichend schlafen, sind sie tagsüber meistens auch unkonzentriert. Hier können Sie nachlesen, wie viel Schlaf Kinder in welchem Alter benötigen.

Auch Sorgen und Ängste führen oft dazu, dass Kinder sich nicht lange konzentrieren können, ohne dass ihre Gedanken sie ablenken. Eltern müssen dann versuchen, die Gründe herauszufinden, um ihrem Kind zu helfen.

Wovon hängt Konzentration ab?

Es gibt vier Faktoren, die bei Konzentration eine Rolle spielen. Sobald einer der Faktoren nicht ganz passt, fällt einem die Konzentration schwerer.

  1. Konzentration ist abhängig von der Sache – Empfindet die Person die Sache, auf die sie sich konzentrieren muss, als interessant oder langweilig? Ohne Interesse lassen Menschen sich leichter ablenken.
  2. Konzentration hängt von der aktuellen Stimmung ab – Wenn Menschen gerade besonders in emotionale Gedanken versunken sind, fällt ihnen die Konzentration schwer. Das können einerseits Sorgen und Ängste, andererseits aber auch die Vorfreude auf einen Geburtstag oder andere Ereignisse sein.
  3. Konzentration hängt auch vom Können ab – Auf Sachen, die einem Spaß machen, kann man sich länger konzentrieren. Wenn allerdings dauernd Fehler passieren, sinkt die Motivation und damit auch die Konzentration.
  4. Auch die Umgebung spielt eine Rolle bei der Konzentration – Wenn im Umfeld gerade spannendere Dinge passieren oder viele ablenkende Gegenstände, Geräusche oder Personen im Raum sind, ist es schwer, sich zu konzentrieren.

Deshalb gilt: Diese vier Faktoren müssen für Kinder in der Schule und bei den Hausaufgaben immer stimmen, damit gute Bedingungen für Konzentration gegeben sind.

Wie können Eltern helfen, gute Bedingungen für Konzentration zu schaffen?

Bei Punkt 1 (die Sache) und Punkt 3 (das Können) spielt vor allem die Motivation eine Rolle. Bei Motivation und Neugierde wird der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Dieser stärkt das Konzentrationsvermögen. Beim Lernen wird Motivation vor allem dadurch gestärkt, wenn Kinder erfahren, warum sie etwas lernen.

Mehr dazu hier: Motivation beim Lernen

Bei Punkt 2, der aktuellen Stimmung, können offene Gespräche helfen. Mögliche Ursachen, die Kinder bedrücken und ablenken, könnten zum Beispiel Schulangst, Mobbing oder schlechte Noten sein.

Formen der Schulangst und was Eltern dagegen tun können

Mobbing in der Schule – Was Eltern und Lehrer tun können

Schlechte Noten – So gehen Eltern am Besten damit um

Die richtige Umgebung (Punkt 4) ist in der Schule meist schon gegeben. Für die richtige Lernatmosphäre zu Hause sind hier ein paar Tipps zusammengefasst:

Konzentration beim Lernen – Wie schaffe ich die richtige Lern-Atmosphäre

Hilfe bei den Hausaufgaben – So können Eltern unterstützen

Weitere hilfreiche Maßnahmen für Konzentration

Medienkonsum einschränken

Wie oben schon genannt, leidet das Konzentrationsvermögen der heutigen Generation vor allem an dem hohen Medienkonsum. Vor allem bei Grundschulkindern ist es deshalb ratsam, dass Eltern die Mediennutzungszeit eingrenzen. Bestenfalls sind sie dabei, wenn das Kind Medien nutzt, und achten darauf, dass sinnvolle Inhalte konsumiert werden.
Ein eigenes Smartphone ist für Grundschulkinder eigentlich noch nicht vorgesehen. Grundschulkinder, die ein eigenes Handy haben, müssen dieses während Konzentrationsphasen außer Reichweite legen. Studien haben belegt, dass sogar ein ausgeschaltetes Handy am Rande des Sichtfeldes ablenkend wirken kann.

Pausen einlegen

Pausen können hilfreich sein, um Konzentrationsspannen von vorne zu beginnen. Nach 15 Minuten Konzentration bei den Hausaufgaben, kann ein*e Erstklässler*in kurz in die Küche kommen, um sich ein Glas Wasser zu holen. Wenn eine längere Pause benötigt wird, kann ein Spaziergang eingelegt werden oder eine kleine Spielpause. Danach dürfen die Hausaufgaben aber nicht vergessen werden.

Bewegungsausgleich

Wenn Kinder in ihrem Alltag genug Bewegung haben, können sie leichter mal eine Weile konzentriert still sitzen. Ein sportliches Hobby kann diesem Bewegungsausgleich dienen. Einige Hobbys schulen sogar die Konzentration: Vor allem bei Kampfsport wie Judo und Karate wird viel Wert auf Konzentration gelegt, aber auch beim Tanzen ist beispielsweise Konzentration gefragt, wenn Kinder sich Choreographien einprägen müssen.

Ernährung

Eine gesunde Ernährung hilft ebenfalls der Konzentration. Für Leistungsfähigkeit benötigt das Gehirn Energie und Wasser. Deshalb ist eine Wasserflasche am Arbeitsplatz immer sehr hilfreich. Die benötigte Energie kann durch Ernährung zugeführt werden. Zucker, Fast-Food und zuckerhaltige Getränke sind schlecht für die Konzentration, weil sie nur ein kurzen Anstieg der Energie liefern, der danach rasant abfällt.
Frühstück liefert die Energie für den Tag. Deshalb darf es vor der Schule auf keinen Fall fehlen.

Gespräche, Lesen und Meditation

Weitere Praktiken im Alltag können die Konzentration schulen. Das beginnt schon in Gesprächen. Da müssen Kinder ihrem Gegenüber aufmerksam zuhören und zur gegebenen Zeit reagieren. Lesen und Vorlesen trainiert ebenfalls die Konzentration. Um die Handlung einer Geschichte zu verstehen, müssen Kinder konzentriert bei der Sache bleiben. Meditation, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung sind auch hilfreiche Konzentrationstrainer.

Wenn Konzentration weiterhin schwerfällt: ADHS und Konzentrationsstörungen

In Deutschland sind ungefähr 5-6% der Kinder zwischen 3 und 17 Jahren von einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, betroffen. Ihnen fällt die Konzentration dann nicht nur beim Lernen, sondern auch bei anderen Dingen wie Spielen, Vorlesen oder beim Hobby schwer.

Bei Kindern mit ADHS müssen meistens stärkere Maßnahmen als die voran genannten Konzentrationstipps ergriffen werden.

ADHS – Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom-Hyperaktivitätssyndrom

Lernstörung bei Schülern – das ADHS-Syndrom

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