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Was wird unseren Kindern in der Schule angetan?

Mit dieser Frage beschäftigte sich die bayerische Grundschullehrerin Sabine Czerny. Bereits vor zwei Jahren hat sie schon einmal in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam gemacht, als sie darlegte wie das Schulsystem mittelmäßige Notendurchschnitte in einer Klasse erzwingt. In Bayern gehen die Kinder nur 4 Jahre lang zur Grundschule. Die 10-jährigen werden danach Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen zugewiesen. Damit hier eine gerechte Verteilung erfolgen kann, muss schon in der Grundschule anhand der Noten erkennbar sein, dass es eine solche Dreiteilung in jeder Klasse gibt. In der eigenen Klasse von Sabine Czerny wurde in der Vergleichsarbeit in Mathematik in der 4. Klasse ein Notendurchschnitt von 1,8 erreicht. Wer jetzt glaubt, dass sie dafür ein besonderes Lob bekommen hat, der irrt sich gewaltig. Wegen Störung des Schulfriedens wurde sie strafversetzt, denn 1,8 ist einfach zu gut!

Jetzt hat Sabine Czerny ein Buch veröffentlich mit dem Namen „Was wir unseren Kindern in der Schule antun“. Damit möchte sie allen Beteiligten vor Augen führen, was sie bei den Kindern durch Drill und strenge Notenvergabe erreichen. Das alle Kinder lernen können und auch eine Eins erreichen können, davon ist die Grundschullehrerin fest überzeugt. Sie werden nur davon abgehalten, weil es diese Vorschrift für die Zensurenverteilung gibt. Sie hat selbst erlebt, was passiert wenn die Zensurenverteilung nicht stimmt. Es soll ein paar wenige Einsen geben und einige Zweien, ein gutes Mittelfeld an Dreien und dann natürlich auch Vieren und Fünfen. Das bedeutet das Arbeiten und Tests so angefertigt werden müssen, dass eine volle Punktzahl quasi nicht erreicht werden kann. Eine 4 bedeutet ausreichend und das heißt der Schüler hat kapiert worum es geht, alles darüber hinaus ist besonders gut und mehr als vermittelt.

Das bedeutet aber auch, dass eine ganz klare Teilung der sozialen Schichten schon in den Noten erkennbar ist. Wer von zu Hause viel mitbekommt ist hier im Vorteil, wer Bildung bei seinen Eltern erlebt, Bücher im Schrank hat und eine gute Vermittlung des Allgemeinwissens schon von zu Hause bekommt, der kann auch besser sein als 4. Kinder von bildungsfernen Eltern haben kaum eine Chance besser zu sein als der Durchschnitt und damit auch keine Chance eine gute Oberschule zu besuchen und einen guten Beruf zu ergreifen. Die Noten bestimmen wer den Sprung aufs Gymnasium schafft und damit einen geebneten Weg in Universitäten und gute Berufe vor sich sieht.

Auch die Pädagogin Ursula Leppert, die mittlerweise pensioniert ist, hat sich mit diesem Thema beschäftigt und erst kürzlich ein Buch veröffentlicht. Auch sie spricht sich klar gegen dieses Notensystem aus.

Die Eltern der Berliner Grundschule dürfen selbst entscheiden ob ihre Kinder ab der 2. oder 3.Klasse im Unterricht benotet werden. Viel zu oft fällt die Entscheidung zugunsten der Schulnoten. Vielleicht hat eine zeitige Notengebung der Elterngeneration nicht geschadet, aber die Gesellschaft und die Wirtschaft hat zu der Zeit auch noch andere Maßstäbe an die Schulabgänger angelegt. Ob den Schülern von heute ein Gefallen mit der Notengebung getan wird, ist mehr als fraglich.

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