Klasse wiederholen – wann ist es sinnvoll?
Inhalt
- Wiederholen ist nicht gleich Wiederholen
- Freiwillige Klassenwiederholung – diese Gründe sprechen dafür
- Entscheidung gut durchdenken – diese Gründe sprechen gegen eine Klassenwiederholung
- Mein Kind ist versetzungsgefährdet – wie soll ich reagieren?
- FAQ: Häufige Fragen zum Klasse wiederholen
- Fazit: Ist es schlimm, wenn man eine Klasse wiederholt?
Wiederholen ist nicht gleich Wiederholen
Es gibt drei verschiedene Arten der Klassenwiederholung. Man unterscheidet zwischen einer Rückstufung, dem freiwilligen Wiederholen, und dem Sitzen bleiben:
- Rückstufung: Eine Rückstufung bedeutet, während des Schuljahrs in die vorige Klassenstufe versetzt zu werden. Meistens geschieht dies nach den Ferien oder zum Halbjahreswechsel.
- Freiwillige Wiederholung: Eine frewillige Klassenwiederholung ist nur mit elterlicher Zustimmung und auf Empfehlen der Lehrkraft hin möglich.
- Sitzen bleiben: Ein Schulkind muss sitzen bleiben, wenn es schlechte Noten in den Hauptfächern oder insgesamt viele 5en auf dem Zeugnis hat, die durch bessere Noten nicht ausgeglichen werden können. Die genauen Regelungen variieren je nach Bundesland und Schulform.
Freiwillige Klassenwiederholung – diese Gründe sprechen dafür
Ob ein Kind eine Klasse freiwillig wiederholen sollte, ist eine schwierige Entscheidung. Wenn das Kind viel Unterrichtsstoff verpasst hat, raten einige Lehrkräfte dazu. Das geschieht zum Beispiel nach längerem Krankheitsausfall, familiären Konflikten oder anderen Dingen, die im Schulalltag ablenken.
Auch wenn ein Kind aufgrund einer vorzeitigen Einschulung im Unterricht nicht mitkommt, kann eine Wiederholung sinnvoll sein. Generell werden in der Grundschule bis zur vierten Klasse alle Kinder versetzt, eine freiwillige Wiederholung ist aber dennoch möglich.
Wenn auf dem Gymnasium das Abitur gefährdet ist, kann Wiederholen eine Chance bieten, die Wissenslücken aufzuholen.
Bei schlechten Noten ist freiwillig zu wiederholen eine Überlegung wert. Jedoch gibt es auch andere Methoden, gegen diese vorzugehen. Beim Wiederholen würde das Kind mehr Lernerfolge feiern und sich Wissen besser einprägen können. Oftmals kann bei schlechten Noten aber schon Nachhilfe oder ein Schulwechsel auf eine andere Schulform das Problem lösen.
Entscheidung gut durchdenken – diese Gründe sprechen gegen eine Klassenwiederholung
Eine Klasse zu wiederholen kann schwerwiegende Auswirkungen haben, die bei der Entscheidung nicht vernachlässigt werden sollten. Viele Studien zeigen mittlerweile auf, dass Wiederholen pädagogisch nicht sinnvoll ist. Oft sinkt die Lernmotivation, weil man wieder dem gleichen Stoff zuhören muss. Einige Pädagogen sprechen deshalb auch von verschwendeter Lebenszeit.
Zusätzlich bringt das Wiederholen soziale Kosten mit sich. Sitzenbleiber werden oft stigmatisiert und empfinden es als peinlich und demütigend, sich in die jüngere Klasse integrieren zu müssen. Anschluss zu finden fällt ihnen schwer, und es entsteht die Angst, alte Freunde zu verlieren.
Vor der Entscheidung zur Wiederholung sollten deshalb alle Alternativen in Betracht gezogen werden. In einem Meinungsbild im Spiegel zum Thema steht, dass gezielte Förderung in den betroffenen Fächern viel sinnvoller ist, als einen gesamten Jahrgang zu wiederholen. Denn wer schlechte Noten in Mathe und Chemie hatte, muss bei der Wiederholung auch ein zweites Mal Sport, Musik, und Deutsch durchmachen, ohne die Wiederholung dort benötigt zu haben.
Wenn Mobbing der Grund für schlechte Noten ist, könnte das Wiederholen einer Klassenstufe die Lage sogar noch weiter verschlimmern. Was Eltern tun können, wenn ihr Kind gemobbt wird, erfahren Sie im verlinkten Artikel. Falls keine Lösung für das Mobbing gefunden werden kann, ist ein Schulwechsel die bessere Ausweichmöglichkeit als Wiederholen.
Mein Kind ist versetzungsgefährdet – wie soll ich reagieren?
Der blaue Brief
Über einen blauen Brief werden Eltern darüber informiert, wenn ihr Kind versetzungsgefährdet ist. Das geschieht circa acht bis zehn Wochen vor dem Versetzungstermin. So bleibt noch etwas Zeit zum Eingreifen.
Für manche Schüler reicht die Drohung der Versetzungsgefahr bereits aus, die Lernmotivation zu wecken und die Noten zu verbessern.
Seien Sie da für Ihr Kind
Eine Klasse wiederholen zu müssen ist für Kinder keine leichte Angelegenheit. Die Unterstützung der Eltern ist dabei besonders wichtig.
- Bieten Sie ein offenes Ohr für die Sorgen Ihres Kindes, statt Ratschläge zu geben wie „Mach dir keinen Kopf“.
- Geben Sie Ihrem Kind nicht das Gefühl, enttäuscht zu sein.
- Versuchen Sie, gemeinsam die Gründe für die Wiederholung herauszuarbeiten.
- Haben die Schulleistung wegen Mobbing oder Cybermobbing nachgelassen?
- Liegt eventuell eine Lernschwäche wie Legasthenie oder Dyskalkulie vor?
- Hat Ihr Kind vielleicht Schulangst?
- Finden Sie ausgehend von den Gründen entsprechende Lösungswege.
- Finden Sie die passende Lernmethode mit Ihrem Kind.
- Probieren Sie Nachhilfe aus.
- Helfen Sie Ihrem Kind bei den Hausaufgaben.
- Vermitteln Sie Ihrem Kind die Einstellung, das Wiederholen nicht als Versagen, sondern als Chance anzusehen.
Um den Übergang möglichst leicht zu machen, können Sie eine Schnupperstunde in der neuen Klasse bereits im vorigen Schuljahr anfragen.
FAQ: Häufige Fragen zum Klasse wiederholen
Bei welchen Noten muss man die Klasse wiederholen?
Der Notenspiegel, der zum Sitzenbleiben führt, ist von Bundesland zu Bundesland, Schulform zu Schulform, und Schule zu Schule unterschiedlich. Oft sind zwei 5en oder eine 6 in den Hauptfächern der Grund. Diese lassen sich jedoch durch gute Noten in anderen Fächern manchmal noch ausgleichen. Es gibt also keine allgemein gültige deutschlandweite Regelung bezüglich der Noten, bei denen man die Klasse wiederholen muss.
Wer entscheidet, ob ein Kind die Klasse wiederholt?
Bei einer freiwilligen Wiederholung handelt es sich um eine gemeinsame Entscheidung des Klassenlehrers, der Eltern, und vor allem dem Kind. Diese Entscheidung muss dann noch vom Lehrkollegium in einer Lehrerkonferenz und von der Schulleitung abgesegnet werden.
Ob ein Schüler oder eine Schülerin sitzen bleiben soll, entscheidet das Lehrkollegium in der Lehrerkonferenz.
In welcher Klasse wiederholen die meisten?
Jährlich wiederholen fast eine Viertelmillion Schüler und Schülerinnen eine Klassenstufe. Für das Schuljahr 2021/22 meldete das Statistische Bundesamt einen deutlichen Anstieg an Wiederholern. Die meisten Wiederholungen fanden in Mecklenburg-Vorpommern statt, die wenigsten in Berlin. Am häufigsten wird die neunte Klassenstufe wiederholt.
Wie oft kann man die gleiche Klasse wiederholen?
Eine Klassenstufe kann immer nur einmal wiederholt werden. Wer nach dem Wiederholen wieder ein schlechtes Zeugnis aufweist, wird aufgrund einer Verrechnung mit dem vorigen Zeugnis trotzdem versetzt.
Fazit: Ist es schlimm, wenn man eine Klasse wiederholt?
Wenn Ihr Kind versetzungsgefährdet ist und schließlich sitzen bleiben muss, sollten Sie das nicht als Weltuntergang ansehen. Statt negativ auf die Situation zu blicken, kann es als Chance angesehen werden, im zweiten Durchlauf besser abzuschneiden.
Wenn ein Kind viel Unterrichtsstoff durch eine längere Krankheit verpasst hat oder durch eine frühzeitige Einschulung im Unterricht nicht mitkommt, kann das Wiederholen sogar sehr vorteilhaft sein. So wird das Kind durch immer mehr neuen Stoff nicht weiter überfordert, sondern kann durchatmen und sich das Verpasste in Ruhe aneignen.
Wenn Eltern und Kind über eine freiwillige Wiederholung aufgrund schlechter Noten nachdenken, sollte die Entscheidung gut durchdacht sein. Studien zeigen, dass Wiederholen nicht wirklich pädagogisch sinnvoll ist. In Hamburg wurde es zum Beispiel ganzheitlich abgeschafft. Oft gibt es alternative Lösungswege wie Nachhilfe, die sinnvoller sind als ein ganzes Jahr zu wiederholen.