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Helikopter-Eltern – die Problematik des Erziehungsstils und wie Sie lernen, loszulassen

Alle Eltern möchten nur das Beste für ihr Kind. Wenn die Fürsorge jedoch keine Grenzen kennt und den Kindern keinen Raum zum Atmen lässt, spricht man von „Helikopter-Eltern“. Was diesen Erziehungsstil ausmacht, wie er dem Kind schadet, und wie betroffene Eltern lernen können, etwas mehr loszulassen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist mit „Helikopter-Eltern“ gemeint?

Der Begriff „Helikopter-Eltern“ beschreibt einen Erziehungsstil, bei dem Eltern um ihre Kinder kreisen wie Helikopter um einen Tatort. Die Eltern meinen es meist zu gut mit ihren Kindern und sind überfürsorglich. Dabei weichen sie ihren Kindern nie von der Seite. Das hat zur Folge, dass die Kinder schlecht für den Alltag gewappnet sind, da sie sich immer auf ihre dauerhaft präsenten Eltern verlassen.

Merkmale von Helikopter-Eltern

Als Helikopter-Mutter oder -Vater bezeichnet zu werden, fassen viele Eltern als Beleidigung auf. Es ist auch durchaus eine negative Bezeichnung. Aber Eltern, denen das vorgeworfen wird, sollten nicht beleidigt in die Verteidigungshaltung verfallen. Stattdessen ist es sinnvoll, zu reflektieren, woher der Vorwurf kommt. Anschließend kann daran gearbeitet werden. Tipps zum Loslassen Lernen gibt es am Ende dieses Artikels.

Helikopter-Eltern weichen ihren Kindern nie von der Seite und sind überfürsorglich. Sie haben Angst, dass dem Kind etwas passiert. Deshalb beaufsichtigen sie es stets. Die Angst dreht sich nicht nur um körperliche Unversehrtheit, sondern auch um den Schutz vor seelischen Rückschlägen. Um diese zu verhindern, lösen Helikopter-Eltern die Probleme ihrer Kinder selbst. Oft nehmen Helikopter-Eltern ihren Kindern auch jegliche Verpflichtungen ab.

Im Schulalltag sind Helikopter-Eltern beispielsweise daran zu erkennen, dass sie ihr Kind nicht nur zur Schule bringen, sondern bis in die Klasse. Im Extremfall kommen sie mit bis zum Platz und warten auf die Lehrkraft.

In dem folgenden Video vom SAT.1 Frühstücksfernsehen erzählt ein Pädagoge von seinen Erfahrungen mit Helikopter-Eltern:

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Darum ist Überfürsorge schädlich für Kinder

Kinder müssen in jeder Altersstufe verschiedene Entwicklungsaufgaben absolvieren. Dabei ist auch das Erleben von Misserfolgen essenziell, denn daraus können Kinder lernen, um in Zukunft Risiken besser einschätzen zu können.

Helikopter-Eltern haben die Absicht, ihre Kinder vor genau diesen lehrreichen Misserfolgen zu schützen. Sie nehmen ihnen deshalb die Aufgaben ab. Dadurch können die Kinder ihre Fähigkeiten nicht entfalten. Mit der Zeit zeigen Kinder von Helikopter-Eltern wenig Eigeninitiative. Es fällt ihnen schwer, Bedürfnisse zu äußern, weil sie ja alles bekommen, bevor sie überhaupt danach fragen.

Durch den engen Kontakt zu den Eltern entwickeln die Kinder eine Trennungsangst. Gleichzeitig fehlt ihnen der Kontakt zu Gleichaltrigen und sie sind weniger teamfähig.

Zudem resultiert der Erziehungsstil von Helikopter-Eltern in mangelnden sozialen Kompetenzen der Kinder. Zwischenmenschliche Beziehungen fallen ihnen schwer und sie entwickeln eine leichte Rückzügigkeit und Schüchternheit. Diese ist oft auch im Temperament begründet, wird durch die Überbehütung aber deutlich verstärkt.

Lesetipp: Ist Ihr Kind eher ruhig und zurückhaltend? Dieser Artikel über Introvertierte Schüler in einem extrovertierten Schulsystem hilft Ihnen, Ihr Kind besser zu verstehen.

Kinder von Helikopter-Eltern haben es in der Pubertät besonders schwer, wo sich alles um die Ablösung vom Elternhaus dreht. Sie sind darauf nicht vorbereitet und ziehen sich deshalb extrem zurück, oder rebellieren umso stärker.

Tipps zum Loslassen für Helikopter-Eltern

Ursache erkennen

Wenn Sie sich in der Beschreibung von Helikopter-Eltern wiederfinden und etwas an Ihrem Erziehungsstil ändern möchten, sollten Sie zuerst die Ursache erkennen. Was steckt dahinter, dass Sie Ihr Kind so sehr beschützen wollen? Ist es Angst vor Misserfolgen und Gefahren für Ihr Kind? Angst vor Fehlern, die Sie als Mutter bzw. Vater infrage stellen? Angst, nicht gebraucht zu werden?

Wenn Sie Ihre grundlegende Angst erkennen, können Sie versuchen, Ihre Einstellung zu ändern. Werden Sie sich bewusst, dass Sie Ihr Kind nicht nur beschützen, sondern auch fördern müssen.

Außerdem müssen Sie Strategien finden, mit Ihren Ängsten umzugehen. Ja, es ist wichtig, sich Sorgen zu machen. Die Sorgen sollen aber nicht einengen, denn dann machen sie sowohl Kinder als auch Eltern unglücklich. Lernen Sie, Ihrem Kind zu vertrauen und die Sorgen auszuhalten.

Unterstützen statt Beschützen

Für Helikopter-Eltern ist es wichtig zu erkennen, dass Kinder nicht immer beschützt werden müssen. Nehmen Sie Ihrem Kind die lehrreichen Herausforderungen nicht ab. Leichte Hilfestellungen reichen vollkommen aus.

Bevor Sie eingreifen, fragen Sie sich, ob Ihr Kind stark genug ist, die Situation selbst zu lösen. Wenn die vom Kind gewählte Strategie aufgeht, gewinnt es dadurch eine Menge Selbstvertrauen. Und falls es doch in einem Misserfolg endet, können Sie als Elternteil unterstützend zur Seite stehen, damit Ihr Kind für die Zukunft etwas daraus lernen kann.

Selbstständigkeit statt Abhängigkeit

Behalten Sie immer Selbstständigkeit als langfristiges Ziel im Hinterkopf. Selbstverständlich müssen Kinder am Anfang auf dem Schulweg noch begleitet werden. Aber statt dem Kind die Aufgaben auf dem Weg abzunehmen, bringen Sie sie lieber bei. Zeigen Sie, worauf im Straßenverkehr zu achten ist, und überprüfen Sie, ob Ihr Kind sich den Weg selbst merken kann. Eines Tages ist es dann bereit, allein zur Schule zu gehen.

Tipp: Ein Hobby ist ebenfalls ein guter Weg für Kinder, Selbstständigkeit, Teamfähigkeit und andere soziale Kompetenzen zu erlernen. Hier auf grundschulen.net finden Sie einen allgemeinen Artikel zu Hobbys für Grundschulkinder, sowie Empfehlungen für Sportliche Hobbys für Grundschulkinder und Musikalische Hobbys für Grundschulkinder.

Fazit: Fürsorge ist wichtig – aber in Maßen

Um in der Metapher zu bleiben: Helikopter schweben über den Dingen und haben keinen Kontakt zu dem, was unter ihnen stattfindet. Versuchen Sie, das Leben Ihrer Kinder nicht von oben zu kontrollieren. Begleiten Sie Ihr Kind stattdessen auf Augenhöhe, oder stehen Sie hinter Ihrem Kind. So lernen Sie die Wahrnehmung Ihres Kindes kennen und können besser auf dessen Individualität eingehen.

Sich um seine Kinder zu kümmern, zu sorgen und fürsorglich zu sein ist wichtig, keine Frage. Aber es darf nicht zu viel werden. Kinder brauchen Freiraum zum Wachsen.

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