Konfessionelle Schulen – Bildung nach religiösen Werten
Inhalt
Kirchliche Schulen gab es bereits bevor es staatliche Schulen gab. Der Anfang der Schulgeschichte in Mitteleuropa ist vom Christentum geprägt. Noch heute gibt es ungefähr 2.000 religiös ausgerichtete Schulen in Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze: Was macht Konfessionelle Schulen aus?
- Konfessionelle Schulen gibt es in allen Schulformen: Sowohl als Grundschulen, Gymnasien, Hauptschule oder auch Förderschulen.
- Konfessionelle Schulen sind Privatschulen. Von den 3.500 Privatschulen in Deutschland befinden sich 2.000 in kirchlicher Trägerschaft.
- Privatschulen verlangen meist ein Schulgeld. Dieses variiert bei konfessionellen Schulen stark. Während einige gar kein Schulgeld oder nur 5€ monatlich verlangen, geht es bei anderen Schulen bis zu 100€. Konfessionelle Schulen bekommen neben der Förderung vom Staat auch Geld von der Kirche, weshalb das Schulgeld noch im unteren Bereich ausfällt. Allgemein wird an evangelischen Schulen durchschnittlich zwischen 60€ und 70€ verlangt, während katholische Schulen 5€ bis 50€ verlangen. Nachlässe in Fällen von Hartz IV oder ähnlichen Umständen sind möglich.
- Fast alle konfessionellen Schulen sind staatlich anerkannt und halten sich somit an den staatlichen Lehrplan. In PISA-Studien schnitten konfessionelle Schulen oft besser ab als staatliche.
- An evangelischen Schulen ist eine Kirchenmitgliedschaft meist kein Kriterium, die Kinder müssen nur bereit sein am verpflichtenden Religionsunterricht teilzunehmen und der Religion mit Respekt zu begegnen. Katholische Schulen nehmen meist nur getaufte Christen auf.
- Einige konfessionelle Schulen sind reine Mädchen- oder Jungenschulen.
Evangelische Schulen
Insgesamt gibt es in Deutschland momentan 1.135 evangelische Schulen, die von 214.000 Schüler*innen besucht werden. In erster Linie sind die Schüler*innen evangelisch erzogene Kinder, aber auch alle anderen dürfen die Schulen besuchen, solange sie die Religion respektvoll behandeln und die christlichen Werte achten.
Werteverständnis von evangelischen Schulen
Die Werte, die evangelische Schulen vertreten, sind Folgende:
- Das christliche Menschenbild,
- Ein Bildungsverständnis nach den Maßen des Menschlichen,
- Erfahrungen mit dem Evangelium,
- Weltoffenheit, Wissenschaftlichkeit und Freiheit, beispielsweise in der Meinungsäußerung,
- Persönlichkeitsentwicklung,
- Nächstenliebe,
- Bildungsgerechtigkeit, also jedem Kind Bildungschancen zu ermöglichen.
Ausrichtungen von evangelischen Schulen
Dabei sind evangelische Schulen in drei Ausrichtungen zu finden:
- dezidiert religiös orientiert (pietistisch, evangelikal oder kirchlich)
- diakonisch sozial orientiert (u.a. Mädchenschulen im Bereich der beruflichen und gymnasialen Bildung)
- reformpädagogisch orientiert (Vorbildfunktion für staatliche Schulen)
Katholische Schulen
370.224 Schüler*innen besuchen in Deutschland die 905 katholischen Schulen. Dies ist schülerzahlenmäßig die größte Gruppe in Deutschland. Die meisten katholischen Schulen nehmen nur Kinder auf, die kirchlich getauft wurden. Sie sehen sich aber auch verantwortlich für inklusive Bildung und bieten deshalb an Förderschulen auch Kindern mit Behinderung eine Chance auf Bildung.
Werteverständnis von Katholischen Schulen
Katholische Schulen richten sich nach sieben Thesen, die von deutschen Bischöfen unter dem Titel „Erziehung und Bildung im Geist der Frohen Botschaft“ zusammengestellt wurden. Diese sollen das Selbstverständnis und den Auftrag katholischer Schulen deutlich machen:
- Katholische Schulen stehen für eine Erziehung und Bildung um des Menschen willen und grenzen sich gegen ein funktionalistisches Bildungsverständnis ab.
- Katholische Schulen regen zur Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen an und bieten Raum zur Begegnung mit Gott.
- Katholische Schulen sind Orte der Kirche und haben teil an ihrer pastoralen Sendung.
- Katholische Schulen befähigen die Schülerinnen und Schüler zu ethischer Reflexion und ermutigen sie zur Entwicklung einer werteorientierten Haltung und zu verantwortlicher Weltgestaltung.
- Katholische Schulen leisten einen Beitrag zu mehr Teilhabe und Gerechtigkeit in der Gesellschaft.
- Katholische Schulen sind Orte des Dialogs und der menschlichen Gemeinschaft in Vielfalt.
- Mit ihren Katholischen Schulen nimmt die Kirche ihre Erziehungs- und Bildungsverantwortung im Rahmen der von der Verfassung gewollten Vielfalt des Schulangebotes wahr.
Kritik an den Leitsätzen der Katholischen Schulen
Dokumente wie die „Kongregation für das katholische Bildungswesen“ haben nur geringes Potenzial für Auswirkungen mit sich getragen. Grund dafür war, dass sie fast ausschließlich theologisch-philosophisch orientiert sind und den aktuellen Forschungsstand in der Pädagogik dabei außer Acht gelassen haben.
Andere religiöse Schulen in Deutschland
Neben evangelischen und katholischen Schulen gibt es in Deutschland auch islamische oder jüdische Schulen.
Jüdische Schulen in Deutschland
Die jüdischen Schulen können auf eine lange Geschichte in Mitteleuropa zurückblicken, weil es sie seit der Antike gibt. Bis 1939 gab es in Deutschland etwa 130 jüdische Schulen. Da diese in der NS-Zeit alle verboten wurden, liegt die heutige Anzahl jüdischer Schulen nur noch bei 13.
Islamische Schulen in Deutschland
Islamische Schulen haben sich seit den 70er Jahren in Deutschland etabliert. Wegen der Zunahme an Arbeitsmigranten wurden einige Grundschulen und weiterführende Schulen mit islamischer Ausrichtung gegründet. Heute gibt es etwa sieben islamische Schulen in Deutschland.