Lernstörung bei Schülern – das ADHS-Syndrom
Ein Kind, das nicht in der Lage ist stillzusitzen, bezeichnet man im Volksmund als „Zappel-Philipp“. Dieser Begriff stammt aus der Feder des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann, der im Jahre 1845 in seinem Kinderbuch der „Struwwelpeter“ mit abschreckenden Geschichten die Zöglinge auf die Folgen ihres „Ungehorsams“ aufmerksam machen wollte.
Die Zeit der autoritären Erziehung ist zwar vorbei, dennoch ist das Problem der Hyperaktivität im Kindesalter geblieben. Viele Eltern und Lehrer besonders in der Grundschule verzweifeln am impulsiven, ungesteuerten Tatendrang des Kindes, der Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, zu lernen und der Unmöglichkeit, eine Aufgabe bis zum Ende zu bearbeiten. Das Kind hat ADHS.
Was versteht man unter ADHS?
Diese soeben geschilderten Symptome bezeichnen eine ernst zu nehmende psychische Störung, die bereits im frühen Kindesalter auftritt. Es handelt sich um die „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung“ (ADHS), die längst als Krankheit anerkannt wurde.
Etwa sechs Prozent der Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren leiden unter ADHS – also Kinder im Grundschulalter. Statistisch gesehen befindet sich pro Klasse ein Kind, das durch ADHS auffällt. Jungen sind weitaus stärker betroffen als Mädchen. Das mag daran liegen, dass bei Jungen häufiger das Symptom Hyperaktivität festgestellt wird. Bei Mädchen hingegen wird eher ADS diagnostiziert, eine Aufmerksamkeitsstörung ohne „Zappel-Philipp-Syndrom“.
Wie äußert sich ADHS?
ADHS ist sehr komplex und nicht immer leicht diagnostizierbar. Folgende Verhaltensauffälligkeiten sollten jedoch Eltern sowie Lehrern als Richtschnur gelten: Dem Kind mangelt es an Selbstkontrolle. Es hat es schwer, seine Impulse zu regulieren. Es handelt im Jetzt, ist nicht in der Lage, seine Bedürfnisse aufzuschieben. An ADHS-Betroffene sind durch äußere Reize leicht abzulenken, ihnen gelingt es kaum, eine Aufgabe zu Ende zu führen, sie können sich schwer konzentrieren und sind sehr vergesslich. Selbst beim Spielen fallen sie durch mangelnde Ausdauer auf. Besonders auffällig ist die abnorme motorische Unruhe. Im Unterricht fällt es ihnen schwer, auf ihrem Platz sitzen zu bleiben. Ständiges Zappeln, mit dem Stuhl kippeln bringt so manchen Lehrer zur Verzweiflung.
Kann man ADHS heilen?
Bei ADHS spielen viele Ursachen eine Rolle. Für diese spezielle Lernstörung sind nicht nur das soziale Umfeld, Erziehungsfehler oder gar Vernachlässigung durch die Eltern verantwortlich. Ursächlich sind ebenso psychische und neurobiologische, ja auch genetische Faktoren. Selbst das Passivrauchen und sogar das Verzehren von Lakritze während der Schwangerschaft stehen in Verdacht, ADHS beim Kind auszulösen.
ADHS Therapien
Medikamentöse Therapien ausschließlich mithilfe von Methylphenidat oder Amphetamindeviraten, die den Dopaminstoffwechsel im Gehirn beeinflussen greifen zu kurz und sind wegen ihrer Nebenwirkungen inzwischen sehr umstritten. Es gibt jedoch auch homöopathische Mittel, die durchaus wirksam sein können. Wichtig sind nach einer gut abgeklärten Diagnose eine multimodale Behandlung mit Verhaltenstherapie, Psychotherapie, Familientherapie und die Einbeziehung des gesamten sozialen Umfeldes: der Eltern, der Lehrer, der Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter und auch der Mitschüler an der Grundschule. ADHS ist durch komplexe Maßnahmen durchaus in den Griff zu bekommen.
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