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Diversität an Grundschulen – Bedeutung & Tipps für einen aktiven Umgang

Unsere heutige Gesellschaft ist geprägt von Diversität. Besonders in der Schule ist eine große Bandbreite an individuell unterschiedlichen Menschen vertreten. Schulen müssen lernen, mit dieser Diversität richtig umzugehen, damit sie nicht in Diskriminierung mündet.

Was bedeutet Diversität?

Diversität bedeutet soziale Vielfalt und beschreibt das Vorhandensein der Unterschiedlichkeiten von Menschen. In unserer Gesellschaft ist Vielfalt keine Ausnahme mehr, sondern die Regel. Diversität verfolgt das Ziel, diese Vielfalt als Normalität auch zu begreifen. Wenn dieser Punkt erreicht ist, kann Diversität als Chance genutzt werden.

Diversität ist ein Unterthema des Begriffes „Inklusion„. Inklusion ist ein niemals endender Prozess, der Vielfalt nicht etwa als Problem oder Belastung, sondern als Wert anerkennt.

Oft fällt im Zusammenhang mit Inklusion und Diversität auch der Begriff „Integration„. Dieser Begriff ist allerdings ein wenig problematisch, weil er wörtlich bedeutet, dass ein Ganzes in seinen Teilen wiederhergestellt werden muss. Das würde heißen, dass es eine normale Mehrheit gibt, in die eine abweichende Minderheit eingegliedert werden muss.

Inklusion möchte im Gegensatz zu Integration alle Individuen und Gruppen stets einbinden. Es bezieht sich besonders auf die Minderheiten, die noch nicht selbstverständlich von allen in unserer Gesellschaft akzeptiert und berücksichtigt werden. Durch Inklusion sollen unsere Normvorstellungen verschoben werden, damit eben jede*r seinen Platz in dieser Gesellschaft einnehmen kann.

Dieses Diversity Rad zeigt, welche Faktoren für Vielfalt in der Gesellschaft, also für Diversität, stehen. Auch an Schulen sind die meisten dieser Faktoren in unterschiedlicher Ausprägung vertreten.

Diversity Rad
Das Diversity Rad zeigt, welche Faktoren die Vielfalt in unserer Gesellschaft ausmachen Bildquelle: diversityrad_210x210_web.jpg

Diversität an Grundschulen

An Grundschulen kommen Kinder mit den verschiedensten familiären und persönlichen Hintergründen zusammen. Bildungseinrichtungen wie Grundschulen gehören also zu den Orten, an denen Diversität eine sehr große Rolle spielt. Doch wie gehen Schulen mit dieser Diversität um?

Leider ist der richtige Umgang mit Diversität an deutschen Schulen noch längst keine Selbstverständlichkeit. Viele Schulen ignorieren ihre Diversität und setzen sich nicht aktiv damit auseinander. Das kann häufig zu Diskriminierung führen.

Diese Diskriminierung kann und darf nicht ignoriert werden. Kinder werden davon langfristig geprägt und es fällt ihnen schwer, das zu verarbeiten. Auf Instagram-Accounts wie @wasihrnichtseht oder unter dem Hashtag #metwo auf Twitter fassen Betroffene ihre Rassismuserfahrungen aus dem Alltag zusammen. Ein Großteil der erzählten Geschichten stammt aus der Schule, wo Kinder entweder von Lehrer*innen oder von Mitschüler*innen diskriminiert wurden und keiner eingegriffen hat.

Auch Sagithjan Surendra ist Diskriminierung im Schulalltag nicht fremd. Er fühlte sich vor allem durch seinen familiären Hintergrund in Bildungseinrichtungen diskriminiert. Er wollte dafür sorgen, dass Kinder unabhängig von ihren sozialen und finanziellen Umständen alle eine gleiche Chance auf höhere Bildung bekommen, damit jede*r sein wahres Potential entfalten kann. Um andere Kinder zu unterstützen, die momentan in seiner damaligen Lage stecken, gründete er die Nichtregierungsorganisation Aelius. In diesem Video erzählt er davon, wie wichtig Diversität für gute Bildung ist. Er hält die Rede auf Englisch, aber es sind deutsche Untertitel verfügbar.

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Wie können Schulen ihre Diversität nutzen?

Es ist also wichtig, dass Schulen sich aktiv mit ihrer Diversität auseinandersetzen, statt sie zu ignorieren. Das hat auch die Kultusministerkonferenz erkannt. Deshalb haben sie 2015 festgelegt, dass Schulen ihre Vielfalt anerkennen und wertschätzen sollen. Vielfalt soll als Normalität und als Stärke erkannt werden, damit sie als Chance für diversitätssensible Bildung genutzt werden kann. So soll das Ziel erreicht werden, mit Inklusion an Schulen den Bildungserfolg Aller zu ermöglichen, um Chancengleichheit zu schaffen.

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Tipps für einen aktiven Umgang mit Diversität an Schulen

Damit Schulen sich mit ihrer Diversität auseinandersetzen können, sind besonders zwei Leitsätze wichtig: Inklusion und Aufklärung. Durch Inklusion werden allen Schüler*innen die gleichen Chancen ermöglicht. Mit Aufklärung kann der Diskriminierung entgegengewirkt werden. Denn wenn die Kinder, Lehrkräfte, Eltern und alle anderen Schulbeteiligten über die Vorteile von Diversität Bescheid wissen, können sie diese auch besser für sich nutzen. So wird das Ziel von Diversity, jeden Menschen zu akzeptieren und Vielfalt als Normalität anzusehen, erreicht.

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Lehrer müssen in ihrer Vorbildfunktion besonders darauf achten, ihren Schüler*innen den richtigen Umgang mit Diversität vorzuleben. Lehrer*innen müssen deshalb:

  • ihre eigenen Stereotype und Vorurteile ablegen
  • Schüler*innen als Bezugsperson das Gefühl geben, dass sie sich mit Diskriminierungserfahrungen an sie wenden können (vor allem, wenn die Diskriminierung zu Mobbing übergeht)
  • nicht kategorisieren oder ihre Schüler*innen in Schubladen stecken
  • kulturelle Begegnung als Bereicherung ansehen
  • Sondermaßnahmen für Kinder mit Förderbedarf eingehen
  • ihre Schüler*innen gleich behandeln und bei niemandem das „Anders-Sein“ hervorheben
  • Kinder nie auf ein einziges Merkmal reduzieren
  • niemanden als Repräsentanten einer Gruppe darstellen
  • die Kinder aktiv über die Vorteile von Diversität aufklären und ihnen beibringen, sich gegenseitig zu akzeptieren und wertzuschätzen

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

In Deutschland sind 3.500 Schulen Teil des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SoR-SmC-Schulen). Um Teil des Netzwerkes zu werden, müssen 70% der Schulmitglieder (Schüler*innen, Lehrer*innen, Hausmeister*in, etc.) in einer Abstimmung für den Satz „Ich werde mich aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, einsetzen“ stimmen. Sie müssen versprechen, dass sie nicht wegschauen werden, wenn sie Diskriminierung auf dem Schulhof mitbekommen und stattdessen eingreifen würden.
SoR-SmC-Schulen führen Projekte, Aktionen und Veranstaltungen gegen alle Formen von Diskriminierung durch, an denen jedes Schulmitglied sich aktiv beteiligen soll.
Teil dieses Netzwerks zu sein ist zwar keine Garantie, dass an der Schule absolut keine Diskriminierung stattfindet. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung, um an der Schule aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen.

So nähert man sich dem Ziel, Diversität an deutschen Schulen als Chance zu begreifen.

 

Bildnachweis: ©rawpixel / 123rf.com

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2 Kommentare

  1. Oben steht „nicht kategorisieren oder ihre…“!
    Dennoch werden die Kinder unwidersprochen in die Kategorien „Junge“ oder „Mädchen“ zwangszugeordnet, was in mehr als 2% der Fälle nicht richtig oder sogar falsch ist. Den verbleibenden 98% wird damit eingetrichtert, es gäbe nur diese 2 Kategorien.
    Mich schockiert, daß dies hier nicht thematisiert wird, obwohl es im Diversity Rad als ein Punkt ‚Geschlecht‘ aufgeführt wird. Auf diesem Auge blind?

    Kommentar
    • Grundschulen.net Redaktion

      Hallo Frau Herpich,

      Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Die Textstelle, auf die Sie sich beziehen („nicht kategorisieren oder ihre Schüler*innen in Schubladen stecken“) spricht von den Lehrer*innen im Plural (ihre Schüler*innen). Dort ist keine geschlechtliche Zuordnung im Spiel. Außerdem verwendet dieser Text den Gender-Stern bewusst, um alle Geschlechter mit einzubeziehen. Wenn wir „Schüler*innen“ schreiben, meinen wir damit männliche, weibliche, transgeschlechtliche und nonbinäre Kinder.

      Viele Grüße

      Kommentar

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