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Stottern bei Grundschulkindern – Ursachen & Abhilfe

Etwa 1% der deutschen Bevölkerung stottert. Meistens treten die ersten Symptome zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr auf. Wenn das Stottern bis zur Einschulung nicht überwunden ist, erschwert es vielen Kindern den Alltag in der Grundschule.

Welche Sprachstörungen gibt es bei Kindern?

Sprachstörungen sind in zwei große Kategorien einzuteilen:

  1. Störungen bei der Bildung von Lauten
  2. Redeflussstörungen

Ein Beispiel für die Kategorie der Störungen bei der Bildung von Lauten ist Lispeln. Bei dieser Artikulationsstörung wird aufgrund einer fehlerhaften Stellung der Zunge aus dem „s“ ein Zischlaut.

Ein Beispiel der Redeflussstörungen ist das Poltern. Polterer haben eine hohe Sprechgeschwindigkeit, bei der aufeinanderfolgende Wörter zusammenschmelzen. Sie brechen Sätze häufig ab und beginnen, sie umzuformulieren. Das kann dazu führen, dass der Inhalt ihres Gesagten schwer verständlich wird.

Stottern zählt ebenfalls zu den Redeflussstörungen.

Was ist Stottern?

Stottern ist eine Sprechbehinderung, die sich durch Blockaden und das Wiederholen von Lauten, Silben und Wörtern äußert. Die Betroffenen wissen genau was sie sagen wollen, doch das Stottern unterbricht ihren Redefluss. Deshalb gehört es zur Kategorie der Redeflussstörungen.

Die übermäßige Anstrengung beim Sprechen, die durch das Stottern entsteht, führt auch zu sekundären Symptomen. Die Mimik verkrampft sich und manchmal folgen dem Stottern zusätzliche Körperbewegungen und der Atemfluss wird gestört.

Die Ursachen des Stotterns lassen sich nicht klar festlegen. Oft ist es genetisch veranlagt. Beim Stottern handelt es sich um eine körperliche Störung, bei der eine Fehlfunktion der am Sprechen beteiligten Organe und Systeme vorliegt. Häufig entwickeln Kinder vor allem in der Schule aufgrund ihres Stotterns zusätzlich eine psychische Belastung, welche zur Aufrechterhaltung des Stotterns beiträgt.

Stottern ist keine statische Störung. Die Sprechbehinderung ist dynamisch. Das bedeutet, dass das Stottern je nach Situation und je nach Gesprächspartner*in unterschiedlich stark ausfällt. Bei Stotterern treten mal längere Phasen auf, in denen sie fließend sprechen können, und mal Phasen, in denen sie vermehrt Stottern.

Stottern in der Grundschule

Besonders stark tritt Stottern meist in Stresssituationen auf. In der Grundschule vor der Klasse sprechen zu müssen, fällt vielen Stotterern deshalb ziemlich schwer.

Aus Angst, wegen ihrem Stottern ausgelacht oder gehänselt zu werden, ziehen sich viele in der Schule deshalb zurück. Sie melden sich selten. Manche Kinder bringt die Angst vor der Blamage auch komplett zum Verstummen. Andere vermeiden komplizierte Wörter und Sätze und versuchen so ihre Behinderung zu umgehen oder zu kaschieren.

Leider führt dieses Rückzugsverhalten oft zu schlechten Noten. Lehrer*innen schätzen die Schüler*innen und dessen Leistungsfähigkeit dann komplett falsch ein. Wenn die Kinder ihre Behinderung nämlich umgehen, fällt es den meisten Lehrkräften gar nicht auf, dass sie eine*n stotternde*n Schüler*in in der Klasse sitzen haben.

Es ist besonders belastend für stotternde Kinder, wenn sie wegen ihrer Redeflussstörung ausgelacht oder gar gemobbt werden. Dadurch verstärkt sich ihre Blockade und sie ziehen sich weiter zurück. Wenn stotternde Kinder von Mobbing betroffen sind, können sie sich verbal selbst nicht wehren.

Wie kann stotternden Kindern in der Schule geholfen werden?

Stotternde Kinder gehen unterschiedlich mit ihrer Sprachbehinderung um. Um zu wissen, wo Hilfe angesetzt werden soll, muss also zuerst herausgefunden werden, wie das Kind zu seinem Stottern steht. Bemerkt es seine Redeflussstörung vielleicht selbst gar nicht? Und wenn das Kind Bescheid weiß – geht es damit selbstbewusst um oder ist es davon sehr verunsichert?

Wichtig im Umgang mit stotternden Kindern in der Schule ist vor allem, dass sie weder eine Sonderbehandlung bekommen, noch dass Druck auf sie ausgeübt wird. Die stotternden Schüler*innen möchten meist ganz normal behandelt werden. Man muss ihnen lediglich die Zeit geben, die sie brauchen und den Blickkontakt halten. Da stotternde Kinder wissen, was sie sagen wollen, soll man sie nicht unterbrechen und ihre Sätze für sie beenden. Wenn sie die Zeit bekommen, schaffen sie das selbst.

Aufklärung zur Mobbing-Prävention

Um Hänseleien und Mobbing vorzubeugen, ist Aufklärung eine gute Methode. Wenn die Mitschüler*innen Bescheid wissen, was Stottern eigentlich ist, werden sie das stotternde Kind besser behandeln und geduldig mit ihm umgehen.

Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte zum Thema Stottern von „Stottern und Schule“ gibt es hier.

Nachteilsausgleich

Da vielen Kindern ihr Stottern peinlich ist und sie es verstecken, fällt es den meisten Lehrer*innen erstmal nicht auf. Es ist aber wichtig, dass die Lehrkräfte Bescheid wissen. So kann ein Nachteilsausgleich möglich gemacht werden. Da Stottern im Sinne des Schwerbehindertengesetzes eine Behinderung ist, steht stotternden Kindern dieser Nachteilsausgleich zu. Er ist weder schonend noch bevorzugend, sondern sorgt lediglich für Chancengleichheit in der Benotung. So kann beispielsweise mit dem*r Lehrer*in abgesprochen werden, dass das Kind nur drangenommen wird, wenn es sich auch meldet. Referate können stotternde Kinder durch den Nachteilsausgleich zu Hause aufnehmen und der Klasse anschließend vorspielen.

Selbstbewusstsein stärken

Eine weitere Maßnahme, die stotternden Kindern hilft, ist Stärken des Selbstbewusstseins. Im Rahmen des Unterrichts könnte ein betroffener Gast eingeladen werden, der erzählt, wie er erfolgreich in seinem Alltag mit dem Stottern umgeht oder wie er sein Stottern durch logopädische Behandlung überwinden konnte. Außerdem ist es wichtig, dass stotternde Kinder sich nicht einzig und allein durch ihr Stottern definieren. Es ist nur eine ihrer Eigenschaften, nicht das was sie ausmacht. In einem Hobby können sie in anderen Bereichen Erfolge feiern und so ihr Selbstbewusstsein stärken.
Mit einem gesunden Selbstbewusstsein nehmen stotternde Kinder Provokationen vielleicht gar nicht mehr als solche auf und es wird ihnen leichter fallen, ihr Stottern in logopädischer Behandlung zu überwinden.

 

Bildnachweis: © Andrea Obzerova / 123rf.com

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